Warum Sie sich die Aktien der
Ölkonzerne ansehen sollten?!
Liebe Leserinnen und Leser,
heute möchte ich mich mit dem Thema Öl und Öl-Aktien beschäftigen. Ein Bereich, den viele von Ihnen vielleicht für unattraktiv halten, auch weil Öl-Aktien wie z.B. Royal Dutch Shell wegen ihrer langweiligen Kursentwicklung wesentlich weniger sexy erscheinen als Technologiewerte wie Apple, Tesla, Amazon & Co. Doch Langeweile ist in der Geldanlage ja nicht immer das Schlechteste.
Das Ölzeitalter ist noch nicht zu Ende
Dazu kommt, dass Erdöl als auslaufender Energieträger gilt. Besonders seitdem bei uns die Diskussion über den Elektromotor teils unrealistische Züge angenommen hat, scheint es so, als würde die Welt schon morgen kein Rohöl mehr brauchen. Das stimmt so (leider) nicht.
Öl wird noch lange einer der wichtigsten Rohstoffe bleiben, auch wenn er seine dominierende Rolle früherer Jahre auf Dauer verloren hat. Selbst Studien unabhängiger Experten gehen davon aus, dass der weltweite Ölverbrauch noch bis zum Jahr 2030 ansteigen wird. das liegt natürlich in erster Linie an der ebenfalls steigenden Weltbevölkerung.
Der Ölpreis ist ab 2014 eingebrochen
Das heißt aber mit anderen Worten: Mit dem Rohstoff Öl können Unternehmen noch für lange Zeit gute Geschäfte machen. Das sah 2015 und 2016 zeitweise nicht mehr so aus, nachdem der Ölpreis von einem Hoch bei mehr als 130 Dollar je Fass (Barrel) bis auf ein Tief von 35 Dollar eingebrochen war.
Gründe für diesen Preissturz waren einerseits steigende Produktionsmengen – vor allem in Nordamerika wurde durch die umstrittene Technik des Fracking immer mehr Öl produziert. Andererseits ließ die Nachfrage nach, weil China weniger Ressourcen für sein Wachstum benötigte.
Rückschlag für die Ölkonzerne
Der Preisrückgang hat die Produzenten von Öl und Ölprodukten hart getroffen, auch die großen Konzerne wie Royal Dutch Shell oder ExxonMobil erlebten Einbrüche bei Umsatz und Gewinn. Teils wurden sogar Verluste geschrieben – das waren die Branche und auch die Anleger nicht gewohnt.
An der Börse brachen die Aktienkurse der Ölkonzerne zeitweise ein, wie z.B. der Chart von Royal Dutch Shell zeigt:
Die Aktie von Royal Dutch Shell hat sich von dem Tief Anfang 2016 erholt und fast wieder den Höchststand von 2014 erreicht – im Gegensatz zum Ölpreis.
Doch das ist inzwischen auch Vergangenheit: Der Ölpreis hat sich von seinem Tief wieder etwas erholt und auch die Kurse der so genannten Öl-Aktien sind wieder gestiegen.
Ein wichtiger Grund für das neu erwachte Anlegerinteresse: Die Titel von Royal Dutch Shell, Total & Co. weisen hohe Dividendenrenditen von teils mehr als 5 Prozent auf, das lässt sich in kaum einer anderen Branche noch finden. Die Tabelle zeigt, dass besonders die europäischen Öl-Aktien hohe Dividendenrenditen besitzen:
Internationale Öl-Aktien im fundamentalen Vergleich
|
WKN |
Börsenwert* |
KGV18e** |
Dividenden-rendite 2017e |
Royal Dutch Shell |
A0D94M |
220,8 Mrd. EUR |
15,0 |
5,9% |
Total |
850727 |
120,1 Mrd. EUR |
12,7 |
5,2% |
BP |
850517 |
110,7 Mrd. EUR |
16,3 |
6,2% |
Repsol |
876845 |
22,9 Mrd. EUR |
10,6 |
5,4% |
ENI |
897791 |
50,5 Mrd. EUR |
19,8 |
5,7% |
ExxonMobil |
852549 |
289,0 Mrd. EUR |
20,8 |
3,6% |
Chevron |
852552 |
186,2 Mrd. EUR |
23,5 |
3,7% |
*Der Börsenwert ist zur Vergleichbarkeit in Euro umgerechnet
** Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der für 2018 erwarteten Gewinne
Die höchsten Dividendenrenditen weisen aktuell die britisch-niederländische Royal Dutch Shell und die britische BP auf. Allerdings sollten Sie bei einem Investment in BP das Wechselkursrisiko bedenken, denn die Aktie ist in Pfund notiert.
Auch bei den US-amerikanischen Werten ExxonMobil und Chevron besteht natürlich ein Wechselkursrisiko. Allerdings sind beide Titel gemäß Kurs-Gewinn-Verhältnis auch relativ hoch bewertet, ebenso wie die italienische ENI. Die spanische Repsol weist zwar ein niedriges KGV auf, ist aber auch die kleinste Aktie in unserer Auswahl, der Kurs ist daher schwankungsanfälliger.
Französische Total ist auch stark in der Solarenergie
Mein Favorit in dieser Liste ist die französische Total, die Aktie befindet sich auch im Zukunftsdepot der Rendite-Spezialisten. Denn neben der auf lange Sicht relativ stabilen Kursentwicklung spricht auch das Engagement in regenerativen Energien für das Unternehmen. Total zählt inzwischen zu den größten Anbietern von Solarenergie und hat somit die Zeichen der Zeit erkannt.
Die Aktie von Total hat seit dem Zwischentief im Sommer wieder deutlich zugelegt.
Aber ist die Erholung beim Ölpreis und bei den Öl-Aktien von Dauer oder droht erneut ein Einbruch? Dazu gibt es meiner Ansicht nach zwei wichtige Punkte:
1. Die Ölkonzerne haben sich in den letzten Jahren an den niedrigeren Ölpreis angepasst
Investitionen wurden zurückgefahren, Kosten gesenkt und weniger rentable Unternehmensteile verkauft. Vom Vorstandschef des niederländisch-britischen Ölkonzerns Royal Dutch Shell Ben van Beurden gibt es dazu ein bemerkenswertes Statement:
Bei Ölpreisen von 60 US-Dollar sei sein Unternehmen inzwischen profitabler als vor einigen Jahren, als der Ölpreis noch bei 90 US-Dollar stand. Ähnliches gilt auch für die anderen Unternehmen der Branche. Es werden wieder Gewinne und Cashflow erzielt, was die Basis für hohe Dividenden ist.
2. Die Bedingungen am Ölmarkt haben sich grundlegend geändert
Stabile Gewinn bei den Ölkonzernen gibt es aber nur auf Dauer, wenn der Ölpreis nicht erneut einbricht. Und meiner Ansicht nach stehen die Chancen für eine stabile Preisentwicklung mittlerweile gut. Anders als bei den bisherigen Erholungsphasen seit dem langjährigen Tief Anfang 2016, die bislang nicht von langer Dauer waren.
In der ersten Hälfte dieses Jahres gab es sogar wieder eine ausgeprägte Abwärtsbewegung mit einem neuen 14-Monatstief im Juni. Seitdem ging es allerdings wieder deutlich nach oben, genauer gesagt um 45 Prozent, und es spricht einiges dafür, dass die Erholung diesmal anhalten könnte.
Der Preis von einem Barrel der Nordseesorte Brent ist bereits auf den höchsten Stand seit 2015 gestiegen:
Eine ausführliche Analyse zur Entwicklung des Ölpreises
finden Sie in diesem Video (hier klicken).
Im 3. Teil meines Newsletters können Sie übrigens nachlesen, was es mit
"Brent Rohöl" überhaupt auf sich hat und was der Unterschied zu "WTI Öl" ist.
Das Angebot an Öl kann schnell wieder nachziehen
Die Erholungsbewegungen seit Anfang 2016 wurden stets wieder gekappt, weil das Überangebot am Ölmarkt keinen dauerhaften Preisanstieg zuließ. Das ist nun anders. Einerseits ist die globale Ölnachfrage deutlich gestiegen – nicht zuletzt wegen der überraschenden Stärke der Weltkonjunktur.
Andererseits hat sich auch dank der Produktionskürzungen der OPEC das Angebot an Öl verringert. Die weltweiten Lagerbestände bei Öl fallen seit geraumer Zeit, liegen aber immer noch deutlich über ihrem 5-Jahresdurchschnitt.
Von einer Ölschwemme kann dennoch keine Rede mehr sein. Die Erholung beim Ölpreis könnte sich daher durchaus noch fortsetzen. Eine dauerhafte Rallye erwarte ich aber nicht, denn bei einem deutlich steigenden Preis wird das Angebot nachziehen.
Zum einen würden die Schieferölproduzenten in den USA ihren Ausstoß erhöhen und neue Bohrlöcher in Betrieb nehmen, zum anderen dürfte die ohnehin brüchige Solidarität in der OPEC weiteren Schaden nehmen. Sprich: OPEC-Mitglieder werden ausscheren und ihre Produktion entgegen den Absprachen erhöhen.
Mein Fazit:
Die Aktienkurse der Ölkonzerne schwanken mit dem Ölpreis, das wird auch in Zukunft so sein. Und es ist durchaus auch in den nächsten Jahren mit starkem Auf und Ab beim Ölpreis zu rechnen.
Ein erneuter Preiseinbruch ist aber unwahrscheinlich, denn die Bedingungen am Ölmarkt haben sich grundsätzlich geändert. Allerdings wird es auch keinen Anstieg des Ölpreises auf frühere Höchststände bei 130 Dollar je Fass geben.
Das ist aber auch gar nicht nötig, damit die Ölunternehmen gute Gewinne erzielen und ihre Dividendenausschüttungen aufrecht erhalten können.
Öl-Aktien sind daher meiner Ansicht nach eine gute Beimischung in einem langfristig angelegten Aktiendepot, besonders wenn der Schwerpunkt auf Dividendenwerten liegen soll.
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