So kannst Du Liquidität sicher und zinsbringend parken!
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Turbulenzen im Bankensektor haben sich zuletzt beruhigt, jedenfalls konnten sich die Aktienindizes wieder etwas erholen. Vorbei ist diese Vertrauenskrise allerdings nicht, wie der Kurssturz der Aktie der Deutschen Bank in den letzten Tagen zeigt.
Wie das Ganze weitergeht, kann ich leider auch nicht vorhersagen. Wie Du aber vermutlich bereits weißt, sehe ich die Voraussetzungen für eine Finanzkrise nicht gegeben. Die Situation ist vollkommen anders als 2008. Dennoch führt eine Vertrauenskrise zu einer Neubewertung von Risiken und das kann noch so manches Institut in Schwierigkeiten bringen.
Während der weitere Verlauf der Vertrauenskrise ungewiss ist, sind aber die Folgen für die Gesamtwirtschaft schon jetzt klar: Die Banken werden vorsichtiger, was die Vergabe neuer Kredite betrifft, neue Risikopositionen möchte jeder so gut es geht vermeiden. Laut dem US-Notenbanker Neel Kashkari erhöhen die Turbulenzen im Bankensektor die Gefahr einer Rezession in den USA; das denke ich auch. In Europa wirkt sich der nicht nur durch die Pleite der Credit Suisse ausgelöste Stress im Finanzsystem ebenfalls negativ auf die Realwirtschaft aus.
Kommt die Rezession und wie reagieren die Notenbanken?
Darüber wie groß diese Auswirkungen sind und wie die Notenbanken darauf reagieren, gehen die Meinungen aber stark auseinander. Starinvestor Jeffrey Gundlach rechnet z.B. mit einer stärkeren Rezession in den USA und erwartet schon bald Zinssenkungen durch die FED. Und damit ist er nicht allein, wie die Entwicklung an den Futuresmärkten zeigt. Wei Li, die globale Chef-Strategin von BlackRock, des größten Vermögensverwalters der Welt, hält diese Einschätzung aber für falsch. Sie rechnet damit, dass die FED an ihrem Kurs festhält, es sei denn, die Bankenkrise würde sich zuspitzen.
So oder so: Es bleibt turbulent an den Börsen, weitere starke Kursrückgänge sind möglich. Zumal auch Wei Li mit einer Rezession rechnet und nur eine andere Einschätzung in Bezug auf die Politik der FED vertritt. Unter diesen Umständen kann es sinnvoll sein, einen Teil seines Kapitals in Liquidität zu parken. Das handhabe ich selbst auch so, zumal es inzwischen selbst für Tagesgeld, das 3 oder 6 Monate angelegt ist, interessante Zinsen gibt.
ETF-Alternativen zu Tagesgeld
Für diesen Zweck gibt es auch Alternativen im ETF-Bereich. Das kann für diejenigen interessant sein, deren Banken keine entsprechenden interessanten Zinsangebote machen oder die kein neues Konto bei einer anderen Bank eröffnen möchten, um an die für Neukunden aufgerufenen interessanten Konditionen zu kommen.
Weiterer Vorteil: Die sogenannten Geldmarkt-ETFs, bzw. Tagesgeld-ETFs gelten wie andere ETFs als Sondervermögen, gehören daher Dir als Anleger und zählen im Falle einer Pleite der Depotbank oder des ETF-Anbieters nicht zur Insolvenzmasse. Anders als Tagesgeldkonten, die nur bis zu einem Betrag von 100.000 Euro durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt sind.
ETFs wie der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap (ISIN: LU0290358497 | WKN: DBX0AN) oder der Lyxor Euro Overnight Return (ISIN: FR0010510800 | WKN: LYX0B6) beziehen sich auf Indizes, die die Wertentwicklung einer Einlage abbilden, die mit dem kurzfristigen Euro-Zinssatz plus 0,85 Prozent verzinst wird. Aktuell liegt die sogenannte Euro short-term rate (ESTR) bei 2,898%.
Die Grafik unten zeigt, dass diese ETFs so gut wie keine Schwankungen aufweisen. Seit Herbst 2022 gewinnen die ETFs wegen der gestiegenen kurzfristigen Zinsen an Wert. In Zeiten negativer Zinsen ging es auch mit den ETFs nach unten.
Vergleichbar zu diesen reinen Tagesgeld-ETFs sind ETFs, die in Anleihen mit einer kurzen Restlaufzeit investieren. Der iShares eb.rexx® Government Germany 0-1yr ETF (ISIN: DE000A0Q4RZ9 | WKN: A0Q4RZ) enthält z.B. deutsche Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 1 Monat bis 1 Jahr. Seine Effektivverzinsung entspricht aktuell mit 2,88 Prozent in etwa der ESTR, der durchschnittliche Kupon der enthaltenen Anleihen beträgt 1,18 Prozent.
Die Rendite ist hier ähnlich wie bei den Tagesgeld-ETFs, obwohl Anleihen mit einer etwas längeren Restlaufzeit enthalten sind. Das liegt daran, dass am Markt derzeit nicht mit weiteren Zinserhöhungen der EZB gerechnet wird, und wenn dann nur in geringem Umfang. Andererseits gibt es aber beim iShares ETF wie auch bei anderen ETFs, die Anleihen enthalten, leichte Kursschwankungen, wie der Vergleichschart zeigt:
Die Kursverläufe der ETFs geben die Wertentwicklung inklusive der Zinszahlungen wider.
Der Amundi ETF Govies 0-6 Months Euro Investment Grade (ISIN: FR0010754200 | WKN: A0RNWC) investiert etwas breiter als der iShares ETF, nämlich in Anleihen aus der Eurozone mit einer Restlaufzeit bis zu 6 Monaten. Auf Sicht von 12 Monaten entwickelte er sich etwas besser, u.a. weil die Anleiherenditen in anderen Euroländern etwas höher sind als in Deutschland. Zuletzt holte der iShares-ETF auf, wohl auch weil deutsche Staatsanleihen wegen der Turbulenzen am Finanzmarkt gefragt waren.
Das Zinsänderungsrisiko bei Anleihen und Anleihe-ETFs
Je länger die Restlaufzeit der in den ETFs enthaltenen Anleihen ist, umso eher sind die ETFs mit einer Festgeldanlage vergleichbar. Der iShares € Govt Bond 1-3yr (ISIN: IE00B3VTMJ91 | WKN: A0X8SK) investiert z.B. in Staatsanleihen aus der Eurozone mit einer Restlaufzeit von 1 bis 3 Jahren. Die Effektivverzinsung liegt mit 3,40 Prozent aber gerade einmal 0,52 Prozentpunkte höher als beim iShares ETF mit den kürzer laufenden Anleihen.
Dafür sind aber die Kursschwankungen deutlich größer, wie dieser Chart zeigt:
Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Kurse von Anleihen umso stärker auf Zinsveränderungen reagieren, umso länger ihre Restlaufzeit ist. Daher spricht man bei Anleihen und Anleihe-ETFs auch von einem Zinsänderungsrisiko. Die Kennziffer Duration ist ein Maß dafür. Beim iShares eb.rexx Government Germany 0-1yr beträgt die Duration 0,52. Das bedeutet: Ein Rückgang von einem Prozentpunkt im Zinsniveau führt zu einem Kursgewinn von 0,52 Prozent im ETF. Beim iShares € Govt Bond 1-3yr beträgt die Duration dagegen 1,68.
Wenn Du in ETFs mit länger laufenden Anleihen investierst, würdest Du daher über die Kursentwicklung stärker von einem Zinsrückgang profitieren. Umgekehrt gilt das aber auch. Das heißt, das Risiko ist ebenfalls größer. Das zeigt sich im deutlich stärkeren Kursrückgang des iShares € Govt Bond 1-3yr ETFs seit Anfang 2022; denn darin spiegelt sich der Anstieg der Renditen am Anleihemarkt wider.
Mit dem Einfluss von Zinsveränderungen kommt eine spekulative Komponente ins Spiel, über die Du Dir im Klaren sein solltest und die ich selbst eigentlich nicht haben möchte, wenn ich Geld in einem Tagesgeld-ETF parken will.
Angesichts der geringen Renditen der ETFs sind zudem die Kostenquoten nicht unwichtig. Die Tagesgeld-ETFs von Xtrackers und Lyxor sind hier mit 0,10 Prozent p.a. gleichwertig. Der iShares ETF und andere, die auf Anleihen mit kurzer Restlaufzeit setzen, sind mit 0,13 bis 0,15 Prozent p.a. etwas höher. Allerdings solltest Du hier auch bedenken, dass diese ETFs eher für eine kurze Haltedauer gedacht sind, jedenfalls sehe ich das so.
Mein Fazit
Die Tagesgeld-ETFs von Xtrackers und Lyxor sind gleichwertig, das gilt auch für die entsprechenden ETFs anderer Anbieter. ETFs mit Anleihen mit kurzer Restlaufzeit eignen sich ebenfalls zum Parken von Liquidität, allerdings kommt in diesem Fall über mögliche Zinsänderungen eine spekulative Komponente hinzu.
Abstand nehmen solltest Du aber, wenn es Dir um das Zwischenparken von Liquidität geht, meiner Ansicht nach von Geldmarkt-ETFs, die auf andere Währungen lauten wie US-Dollar oder Pfund. Auch wenn hier die Zinsen höher sind. Diese eignen sich eher für Währungsspekulationen, da sich Veränderungen beim Wechselkurs unter Umständen viel stärker auf die Kursentwicklung in Euro auswirken als der zugrundeliegende Zins.
Mein Podcast-Tipp:
Nach 20 Jahren –
Mein 1. Kauf in diesem Markt!
Welcher Markt könnte 20 Jahre lang für mich uninteressant gewesen sein? Aktien scheiden aus, Edelmetalle auch, in Krypto-Währungen und Immobilien bin ich nach wie vor investiert. In Kunst und Alkohol habe ich mich auch versucht. Spontan fallen mir nur noch 2 Dinge ein: Oldtimer und Cash. Welcher wird es sein? Hört rein...
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Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein
Lars Erichsen
Chefredakteur Rendite-Report
www.rendite-report.de
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