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Eine steigende Nachfrage nach den wichtigen Rohstoffen allein reicht nicht...Die so genannten Seltenen Erden („rare earths“) spielen nicht nur für die Energiewende und die Dekarbonisierung eine wichtige Rolle, sondern auch für die Digitalisierung. Egal ob E-Autos, Smartphones oder Windräder, bei nahezu allen modernen Technologien ist der Einsatz von Seltenen Erden und strategischen Metallen wie Kobalt oder Titan unabdingbar. Auch der Bedarf an dem vor allem für Batteriezellen benötigten Lithium wächst ständig.
Dennoch stand das Thema Seltene Erden und strategische Metalle in den letzten Monaten kaum im Blickpunkt. Und das obwohl China, der Hauptproduzent dieser wichtigen Rohstoffe, im November mit strikteren Exportkontrollen gedroht hat – als Antwort auf die Beschränkung des Exports von Hochleistungschips durch die USA.
In den letzten Monaten hielt sich Peking allerdings mit weiteren Drohungen zurück, möglicherweise weil China wegen der eigenen Wirtschaftsschwäche verletzlicher geworden ist und weitere Störungen des internationalen Handels vermeiden möchte. So plant z.B. der Elektroautobauer BYD eine Exportoffensive in Europa. Das wird nicht möglich sein bzw. könnte durch die EU verhindert werden, wenn Peking gleichzeitig die Ausfuhr Seltener Erden einschränkt.
Preise kritischer Rohstoffe stark gefallen
Doch der Hauptgrund für das zuletzt geringe Interesse der Anleger an dem Thema ist der starke Preisrückgang bei vielen dieser Rohstoffe. Das hat auch die Aktienkurse der Unternehmen nach unten gezogen, die mit der Förderung und der Produktion Seltener Erden und strategischer Metalle beschäftigt sind.
So ist der Preis für Lithium, das zu 90 Prozent für Batterien verwendet wird, seit seinem Allzeithoch im November 2022 um über 80 Prozent gefallen. Auch die Preise von drei der vier für die Batterieherstellung wichtigen Seltenen Erden sind 2023 um mehr als 40 Prozent gesunken.
Das spiegelt sich auch im Rückgang des VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF wider, auf den ich weiter unten näher eingehe:
Der Preisrückgang liegt zum einen daran, dass die Nachfrage nicht so stark gestiegen ist wie erwartet. Das Wachstum bei E-Autos hat sich verlangsamt und auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien ging nicht so schnell voran wie gedacht. Ein Grund dafür ist die Konjunkturschwäche in China und Europa. Zum anderen ist gleichzeitig das Angebot gestiegen: China hat 2023 die Produktionsziele für Seltene Erden erhöht. Und die Produktionsquoten des Landes sind seit Jahren entscheidend für die globale Preisentwicklung.
Das ist kein Wunder, denn China ist mit einem Anteil von zwei Dritteln das bei weitem wichtigste Lieferland von Seltenen Erden und anderen kritischen Rohstoffen; bei manchen Produkten liegt der Anteil bei 90 Prozent. Weltweit gibt es Bemühungen das zu ändern, aber das braucht viel Zeit. Denn die Seltenen Erden sind zwar gar nicht so selten, aber der Abbau ist sehr teuer und mit starken Umwelteingriffen verbunden.
Jedenfalls zeigt die Entwicklung der letzten Monate: Allein aufgrund der langfristig zunehmenden Nachfrage und der großen Bedeutung dieser Rohstoffe von stetig steigenden Aktienkursen der beteiligten Unternehmen auszugehen, ist zu kurz gedacht.
Steigende Kosten und hohe Risiken
Dafür gibt es weitere Gründe. Einer davon: Auch die Bergbauunternehmen haben mit steigenden Kosten z.B. für Energie zu kämpfen, der höhere Umsatz lässt sich daher häufig nicht so leicht in steigende Gewinne ummünzen. Schwankungen bei Angebot und Nachfrage haben wegen der Enge des Marktes zudem starken Einfluss auf die Preise der Rohstoffe.
Allerdings gibt es auch strukturelle Faktoren, die das Risiko von Investments in diesem Sektor erhöhen. Metalle wie Lithium, Kobalt u.a. sowie die Seltenen Erden gelten nicht umsonst als strategisch. Sie spielen eine zentrale Rolle für den Umbau der Wirtschaft. Welches Land auf diese Rohstoffe Zugriff hat, am besten zu günstigen Preisen, hat im Wettbewerb die Nase vorn. Es gibt daher bereits viel politischen Einfluss auf diesen Markt wie z.B. Exportkontrollen und das dürfte in den nächsten Jahren noch zunehmen.
Trotz all dieser Risiken, die stark gesunkenen Preise und Aktienkurse könnten eine gute Chance eröffnen, um langfristig in diesem Markt zu investieren. Das Angebot an Seltenen Erden und strategischen Metallen dürfte 2024 nicht mehr so stark steigen, während sich die Nachfrage weiterhin robust entwickelt. Direkte Investition in die Metalle, z.B. wie bei anderen Rohstoffen über die Futuresmärkte, sind allerdings nicht möglich, es bleibt meist nur der Weg über die Aktien von Unternehmen, die in dem Bereich tätig sind.
Der VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF
Leider gibt es nur wenige auf Seltene Erden und strategische Metalle spezialisierte Unternehmen, die auch an den Börsen handelbar sind. Und diese Unternehmen haben verglichen mit breit aufgestellten Bergbaukonzernen wie BHP Billiton, Rio Tinto oder Anglo American eine geringe Marktkapitalisierung. Das heißt, sie gehen in breit investierenden ETFs unter. Daher ist es schwer den Gesamtmarkt widerzuspiegeln.
Der VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF (ISIN: IE0002PG6CA6 | WKN: A3CRL9) hat als einer der wenigen in Deutschland handelbaren ETFs, die den Sektor der Produzenten Seltener Erden und strategischer Metalle abdecken, genau das zum Ziel.
Es ist kein Zufall, dass die in der Lithiumproduktion tätigen Unternehmen eine große Rolle im ETF spielen. Anders als bei Seltenen Erden gibt es hier relativ viele spezialisierte Unternehmen außerhalb Chinas. Unter den zehn Aktien mit der höchsten Gewichtung finden sich mit Albemarle, Pilbara Minerals, Arcadium Lithium, SQM und Liontown Resources gleich fünf Produzenten und Förderer von Lithium mit einem Anteil von zusammen 32 Prozent. Unter den restlichen der insgesamt 27 Aktien des ETFs finden sich noch weitere Lithiumproduzenten.
Die 10 Schwergewichte im VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF:
|
Aktie (Land) |
Gewicht in % |
1 |
Albemarle (USA) |
8,1 |
2 |
Pilbara Minerals (AUS) |
7,4 |
3 |
China Northern Rare Earth Group (CHN) |
6,7 |
4 |
Arcadium Lithium (USA) |
6,3 |
5 |
SQM (CHL) |
5,8 |
6 |
Lynas Rare Earths (AUS) |
5,7 |
7 |
Jinduicheng Molybdenum Co Ltd (CHN) |
4,9 |
8 |
Xiamen Tungsten Co Ltd (CHN) |
4,6 |
9 |
Tronox Holdings Plc (USA) |
4,5 |
10 |
Liontown Resources (AUS) |
4,5 |
|
Summe |
58,4 |
Um in den dem ETF zugrundeliegenden MVIS Global Rare Earth/Strategic Metals Index aufgenommen zu werden, müssen die Unternehmen mindestens 50 Prozent mit Seltenen Erden oder Strategischen Metallen umsetzen oder aber Minenprojekte verfolgen, deren Potenzial ähnlich groß ist. Dadurch, dass die Gewichtung einer Position auf maximal 8 Prozent festgelegt ist, wird das Risiko einer Klumpenbildung vermieden.
Regional ist der ETF breit gestreut. Australien liegt mit 29 Prozent knapp vor den USA (28%) und China (22%). China hat dabei bei Seltenen Erden die Nase vorn. Auf Platz 3 im ETF findet sich daher mit China Northern Rare Earth ein wahres Schwergewicht in der Branche. Der Hersteller von Seltenerdprodukten hat eine Marktkapitalisierung von umgerechnet etwa 9,5 Mrd. Euro und einen Umsatz von etwa 4,7 Mrd. Euro
Alternative ETFs mit anderem Ansatz
Neben dem ETF von VanEck, der mit einem Fondsvolumen von 78 Mio. Euro auch schon nicht groß ist, gibt es noch zwei jüngere, nochmals deutlich kleinere ETFs mit ähnlichem Fokus. Beide verfolgen aber breiter streuende Ansätze.
Im seit September 2022 existierenden Global X Disruptive Materials UCITS ETF (ISIN: IE000FP52WM7 | WKN: A3DJQP) sind 44 Aktien enthalten, darunter auch Kupferproduzenten wie Antofagasta, FreeportMcMoran und Southern Copper oder breit tätige Konzerne wie Anglo American. Es geht bei diesem ETF nicht nur um Seltene Erden und strategische Metalle, sondern auch um Kupfer, Platin, Palladium, Zink, Nickel etc. Die Gewichtung einzelner Aktien ist auf 4 Prozent beschränkt, was eine Klumpenbildung verhindert und kleinere Unternehmen nicht untergehen lässt.
Der erst seit Oktober 2023 bestehende iShares Essential Metals Producers ETF (ISIN: IE000ROSD5J6 | WKN: A3ERLP) streut mit 85 Positionen noch breiter und enthält "Unternehmen, die sich mit der Erschließung, dem Abbau und der Verarbeitung von Grundstoffen befassen, die für den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen notwendig sind." Unter den Top 10 im ETF finden sich FreeportMcMoran, Anglo American, BHP und Wheaton Precious Metals.
Mein Fazit
Die Nachfrage nach allem, was an Rohstoffen für Batterien und überhaupt für die Elektrifizierung und Digitalisierung der Wirtschaft benötigt wird, nimmt langfristig stark zu. Aber der Markt ist relativ eng, die Kurse der hier tätigen Unternehmen schwanken stark und sind auch politischen Einflüssen ausgesetzt. So könnte bei einem Wahlsieg Donald Trumps der Handelskrieg mit China erneut eskalieren. Die Folgen für den Markt sind kaum absehbar.
Der VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF scheint geeignet, um den investierbaren Sektor der Seltenen Erden und strategischen Metalle abzudecken, hat aber in Bezug auf die Performance die in ihn gesetzten Erwartungen bisher nicht erfüllt. Ob sich das in den nächsten Jahren ändert, ist ungewiss, denn die Risiken in diesem Markt bleiben überdurchschnittlich groß.
Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein
Lars Erichsen
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