Der Reisemarkt bietet
großes Wachstumspotenzial!
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Urlaub ist ein schönes Thema. Vielleicht haben Sie Ihren Sommerurlaub ja schon geplant oder sogar gebucht? Dann können Sie sich schon jetzt darauf freuen. Anders als die Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, denn der Urlaubsmarkt ist nicht einfach und hart umkämpft, das haben die letzten Jahre gezeigt. Ein Beweis dafür ist die Pleite der Fluglinie Germania vor wenigen Wochen.
Auch für den bekanntesten Vertreter der Branche, den deutsch-britischen Reisekonzern TUI, war 2018 ein schwieriges Jahr. Dem Unternehmen machten der ungewöhnlich heiße Sommer in Nordeuropa, die verstärkte Nachfrage nach günstigeren Reisezielen und das schwache britische Pfund zu schaffen.
TUI-Aktie bricht ein
Und der Gegenwind wird 2019 anhalten. Der Vorstand hat daher Anfang Februar die Gewinnziele angepasst; es wird nun für 2019 nur noch mit einem operativen Gewinn auf Vorjahresniveau gerechnet. Die Aktie gab wegen diesem enttäuschenden Ausblick kräftig nach:
Aktien-Kennzahlen: TUI |
WKN / ISIN: |
TUAG00 / DE000TUAG000 |
Marktkapitalisierung: |
5,660 Mrd. EUR |
KGV 2019e / 2020e: |
7,90 / 6,95 |
Dividendenrendite 2018e: |
7,4% |
Im Video "Insider kauft diese Aktie" erläutere ich ausführlich meine charttechnische Einschätzung zur Aktie. Und wie der Titel schon sagt, werden auch die Insiderkäufe bei TUI thematisiert. In diesem Report soll es aber vor allem um den Reisemarkt gehen und warum TUI derzeit möglicherweise unterschätzt wird.
Die Menschen geben immer mehr Geld für ihren Urlaub aus
Tourismus-Dienstleistungen sind ein Wachstumsmarkt, nicht nur in Deutschland. Weltweit geben die Menschen immer mehr Geld für ihren Urlaub aus. Sie müssen nur eines der beliebten Urlaubsziele wie z.B. Venedig oder Barcelona besuchen und sich die überfüllten Straßen ansehen.
TUI mischt in diesem Markt ganz vorne mit, genauer gesagt handelt es sich mit rund 27 Millionen Kunden pro Jahr bei TUI um die größte Touristikgruppe der Welt. Zum Konzern gehören etwa 1.600 Reisebüros, 150 Flugzeuge, mehr als 380 Hotels und 16 Kreuzfahrtschiffe. Zudem bestehen mehrere Partnerschaften mit anderen Tourismus-Unternehmen.
Hoher Wettbewerb drückt auf die Preise
Da müsste TUI als Marktführer doch ein florierendes Unternehmen sein und die Aktie sich im Steigflug befinden? Aber der Tourismus-Markt ist stark fragmentiert, es gibt viele kleine Anbieter, die sich um den Kuchen streiten und für hohen Wettbewerb sorgen.
Der Sektor der Billig- und Charterflieger ist dafür ein Beispiel. Die Germania-Pleite hat gezeigt, wie schwer es ist, hier Geld zu verdienen, auch für TUI Fly. TUI-Rivale Thomas Cook (Neckermann Reisen) hat deswegen seine komplette Airline-Sparte samt der Fluglinie Condor zum Verkauf gestellt.
Eine Übernahme von Condor plant der TUI-Vorstand zwar offenbar nicht, aber man will sich wohl auch nicht vom eigenen Airline-Geschäft trennen. Offenbar besteht die Hoffnung, dass sich nach einer Konsolidierung in der Branche mit Flügen wieder mehr Geld verdienen lässt.
Wachstumsmarkt Kreuzfahrten
Wachstum findet allerdings woanders statt, z.B. bei Kreuzfahrten. Hier mischt TUI mit seinen aktuell 16 Schiffen kräftig mit und in den nächsten Jahren laufen stetig weitere Schiffe vom Stapel. Auch die so genannten Destination Services sollen ausgebaut werden, sprich die Ausflüge an den Urlaubsorten.
Hier lässt sich mehr Geld verdienen als mit der Pauschalreise selbst. Das Geld der Kunden sitzt im Urlaub lockerer und die Konkurrenzangebote werden weniger verglichen. In diesem Bereich plant der Vorstand auch Zukäufe.
Großes Potenzial bei Dienstleistungen
Da lohnt ein genauerer Blick: Der globale Markt für Services und Dienstleistungen am Urlaubsort, wie sie TUI Destination Services heute bereits anbietet, wird auf rund 140 Milliarden Euro beziffert. Das Unternehmen erwartet hier erhebliches weiteres Potenzial, denn der Markt wächst jährlich um sieben Prozent.
Gleichzeitig ist dieses Marktsegment auf der Anbieterseite mit bis zu 350.000 Kleinstanbietern extrem fragmentiert und nur in geringem Umfang digitalisiert. Bereits heute entwickelt und vermittelt TUI mit dem Geschäftsbereich Destination Services rund 5,4 Millionen Ausflüge pro Jahr und gehört mit einem Umsatz von etwa 700 Mio. Euro zu den weltweiten Top 5 Anbietern in diesem Bereich.
Mit der Digitalisierung vorne dabei
Gerade in diesem Geschäftsfeld lassen sich durch die Digitalisierung der Kundennutzen deutlich steigern, maßgeschneiderte Angebote erstellen und die Kosten senken. Wer hier vorne dabei ist, kann leicht Marktanteile hinzugewinnen. Zeit für Marketing und Zusatzverkäufe gibt es in der Periode zwischen Reisebuchung und Reiseantritt genug.
Wenn in einer App alle Angebote am Urlaubsort leicht verfügbar und gut einsehbar sind, welcher Kunde wird da noch auf Drittanbieter zurückgreifen? Beratung, Buchung, Flug, Hotel und die Freizeit-Aktivitäten am Urlaubsort kommen aus einer Hand. Die Bequemlichkeit würde siegen, wie in anderen Bereichen auch.
Revolution des Reisemarkts durch die Blockchain
Überhaupt: Der Reisemarkt ist geradezu prädestiniert, die Vorteile der Digitalisierung und auch die Blockchain-Technologie zu nutzen. Alle Reiseangebote bei TUI sind bereits in einer privaten, separaten Blockchain gespeichert. Würde diese öffentlich gemacht, könnten Reisevermittler und Kunden gleichermaßen darauf zugreifen, um Reisen und alle damit verbundenen Dienstleistungen zu buchen.
Mit der Integration von Blockchain würde zum Beispiel ein frei gewordenes Zimmer oder eine Preisänderung automatisch auf der Hotel-Website aktualisiert werden. So könnte jeder den Preis bzw. die Verfügbarkeit der Zimmer in Echtzeit sehen und direkt mit dem Hotelier in Kontakt treten. Das würde Reisevermittler, vor allem Plattformen wie Priceline, Expedia und andere überflüssig machen.
Günstig im Branchenvergleich
Das könnte zu Millioneneinsparungen führen und TUI wachsende Marktanteile bescheren. Am Markt sieht man das bisher offenbar anders, denn die Aktien der US-Unternehmen Expedia und Booking Holdings (Priceline) werden mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen auf Basis der für 2019 erwarteten Gewinne von 28,2 bzw. 19,4 bewertet. Die TUI-Aktie dagegen hat ein KGV2019e von 7,9.
Doch ein Vergleich der TUI-Aktie mit den Aktien von reinen Reisevermittlern oder anderen Tourismus-Aktien ist schwer, denn kaum ein Unternehmen in der Branche besitzt so ein breites Angebotsspektrum.
Mein Fazit
TUI arbeitet intensiv an der Digitalisierung seines Geschäfts, aber der Konzern ist noch längst nicht soweit hier alle Vorteile nutzen zu können. Doch gerade für einen breit aufgestellten Tourismus-Konzern wie TUI ist das Potenzial für mehr Umsatz und Kostensenkungen groß.
Aktuell drückt allerdings der starke Wettbewerb auf die Gewinnmarge und belastet den Aktienkurs. TUI ist auch wegen dieser Risiken für mich derzeit kein langfristiges Investment.
Ein möglicher Einstieg in die TUI-Aktie ist daher spekulativ und sollte klaren Regeln folgen, besonders was die Stopp-Loss-Marke betrifft. Diese sollte bei 8,95 Euro platziert werden, denn bei einem Fall unter diese Marke droht ein weiteres Abrutschen bis 8,00 Euro oder noch tiefer.
Ein charttechnisches Kaufsignal wäre für mich gegeben, wenn die Aktie einen Wochenschlusskurs von über 9,83 Euro verzeichnet – was bislang (noch) nicht der Fall war.
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