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Rendite-Report vom 22. Juni 2022


HIER MEINE THEMEN:

>> Rezession – Wie groß ist die Gefahr wirklich?
>> Euro aktuell – Hält die Schwäche an?
 
 
 

Neben Risiken bietet die aktuelle Situation auch Chancen...

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

immer mehr Experten warnen vor einer Rezession, also einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung. Das ist kein Wunder, die Risiken für die Weltwirtschaft sind derzeit so groß wie lange nicht mehr. Nach einer Umfrage der Bank of America unter Fonds-Managern ist der Pessimismus in Bezug auf die Weltwirtschaft auf einem Tiefstand. Noch nicht einmal während der Finanzkrise 2008 oder dem Corona-Einbruch 2020 war der Anteil der Fonds-Manager, die eine Verschlechterung der Wirtschaftslage erwarten, größer.

 

Doch wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession wirklich und was bedeutet das für Anleger? Ist der Pessimismus eventuell sogar ein gutes Zeichen? Denn wer nichts Gutes von der Zukunft erwartet, hat vermutlich schon verkauft, bzw. sein Depot entsprechend angepasst.

 

Rezession in den USA? – die Experten sind uneins

 

Derzeit belastet eine Kombination aus rekordhoher Inflation, stark steigenden Anleiherenditen, hohem Öl-Preis und Lieferketten-Problemen die Kurse. Trotzdem ist eine Rezession keine ausgemachte Sache. Die Bank of America z.B. sieht eine Wahrscheinlichkeit von 40% für eine Rezession in den USA, aber erst im nächsten Jahr.

 

Grund sei die Kombination aus einer anhaltend hohen Inflation und einer US-Notenbank, die zu spät komme und nun mit energischen Zinserhöhungen die Konjunktur abwürge. Hauptszenario der Bank of America ist aber eine Stagnation der US-Wirtschaft im 2. Halbjahr 2023.

 

Doch die Experten sind sich uneins, was angesichts der ganzen Unwägbarkeiten nicht verwundert. Corona-Krise und Krieg haben die Weltwirtschaft durcheinandergewirbelt und machen Prognosen noch schwerer als sonst schon. So rechnet die US-Großbank Wells Fargo bereits Ende 2022, Anfang 2023 mit einer Rezession.

 

Die volkswirtschaftliche Abteilung von Goldman Sachs unter Leitung von Jan Hatzius sieht dagegen gute Chancen dafür, dass die US-Wirtschaft eine Rezession vermeiden könne. Es sei aber ein schmaler Grat, damit die Zinserhöhungen der US-Notenbank "nur" in einem so genannten "soft landing" münden, sprich die Konjunktur abkühle, aber nicht einbreche.

 

Kein scharfer Einbruch

 

Du siehst: Nicht nur die Anleger, auch die Ökonomen stochern im Nebel. Die meisten sprechen daher lieber von großen Risiken als konkrete Prognosen abgeben zu wollen. Kaum jemand rechnet aber mit einer scharfen Rezession, einem Einbruch, sondern eher mit einer Stagnation, die in eine schwache Rezession abgleiten kann. Stabilisierend wirken u.a. die hohe Beschäftigung und die gute Einkommenslage.

 

So ist nicht nur in den USA die Lage am Arbeitsmarkt weiterhin gut und die Haushalte als Ganzes verfügen über so hohe Ersparnisse wie lange nicht. Der Grund: Wegen der Pandemie wurden viele Ausgaben verschoben, gleichzeitig hat der Staat seine Transferleistungen stark erhöht.

 

Nach Zahlen der US-Notenbank liegt das Vermögen der Haushalte in Relation zum Einkommen auf einem Rekordhoch, während die Schulden mit 9% des Einkommens deutlich niedriger liegen als vor der Finanzkrise 2007 (13%). Diese Zahlen sprechen gegen eine Rezession in den USA, jedenfalls gegen eine starke.

 

Was bedeutet eigentlich "Rezession"?

 

Die meisten verbinden mit dem Begriff Rezession nicht nur einen Rückgang der Wirtschaftsleistung, sondern auch steigende Arbeitslosigkeit und wachsende soziale Not. Doch man muss unterscheiden. Technisch ist eine Rezession definiert als Rückgang des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorquartal in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen.

 

Eine schwache Rezession muss für Wirtschaft und Gesellschaft nicht schlechter sein als eine Stagnation. Es kommt da eher auf die Dauer an. Tatsächlich ist es eher eine akademische Frage, ob das BIP in zwei Quartalen hintereinander um 0,1% schrumpft oder in diesem Mini-Umfang wächst.

 

Vom Schlagwort "Rezession" solltest Du Dich also nicht verunsichern lassen. Fakt bleibt aber, die Konjunktur wird nach der kräftigen Erholung im Jahr 2021 deutlich abgebremst, und zwar nicht nur in den USA:


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Anleihe-Renditen schießen nach oben

 

Eine sich abschwächende Wirtschaft ist kein gutes Umfeld für den Aktien-Markt, denn das macht es den Unternehmen schwerer, Umsatz und Gewinn zu steigern. Dazu kommen steigende Kosten durch höhere Rohstoff-Preise, Lieferschwierigkeiten und höhere Zinsen.

 

Besonders die Zinsentwicklung steht an den Märkten im Blickpunkt, denn dadurch verändern sich die Rahmenbedingungen für das Investieren nachhaltig. Neben dem Ausmaß erschwert vor allem das Tempo des Zinsanstiegs sich darauf einzustellen. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt und ist mit etwa 3,3% auf den höchsten Stand seit 2011 gestiegen:


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Viele Jahre waren Anleihen wegen der teils negativen Renditen keine echte Alternative mehr zur Aktien-Anlage. Doch auch jetzt sind die realen Renditen (abzüglich der Inflationsrate) immer noch deutlich negativ.

 

Billiger, aber auch schon günstig?

 

Aktien könnten unter diesen Umständen wieder attraktiver werden, wenn die Aussicht auf Kurssteigerungen besteht. Kurzfristig könnten z.B. Rückgänge beim Preis für Öl und andere Rohstoffe die Furcht vor steigender Inflation und die Zinsangst dämpfen. Auch könnten sich die Lieferkettenprobleme verringern, wofür es durchaus Anzeichen gibt. Das sind aber nur Möglichkeiten, auch eine erneute Verschlechterung ist denkbar.

 

Doch eröffnet der extrem negative Jahresstart mit einem Minus von etwa 22% beim S&P 500 und -17% beim DAX (jeweils inkl. Dividenden) nicht an sich schon Spielraum für eine Kurserholung? Die Aktien-Bewertungen geben das allerdings nicht wirklich her. Zwar ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 auf Basis der für das nächste Geschäftsjahr prognostizierten Gewinne seit Jahresbeginn von 21,3 auf 17,4 gefallen, aber das liegt immer noch deutlich über dem historischen Durchschnitt von 15,5.

 

Angesichts einer möglichen Rezession sollte die Bewertung eigentlich unterdurchschnittlich sein. Welchen Sinn macht sonst ein Durchschnitt? Beim DAX sieht es etwas besser aus, hier liegt das KGV auf Basis der für 2022 erwarteten Gewinne aktuell mit 13,8 etwas unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre von 14.

 

Sowohl in den USA als auch in Deutschland ist aber zu befürchten, dass die Unternehmen ihre Gewinnziele nicht erreichen und die Prognosen gekürzt werden müssen. Das würde das KGV, das sich aus dem Quotienten von Aktienkurs und Gewinn pro Aktie errechnet, automatisch steigen lassen.

 

Tatsächlich könnte der Optimismus in Bezug auf die Gewinn-Entwicklung noch zu groß sein. Denn während in den USA die Gewinn-Prognosen für das fast abgelaufene 2. Quartal in den letzten Wochen von den Analysten gesenkt wurden, war das für das 2. Halbjahr bisher nicht der Fall.

 

Im Gegenteil: Zu Jahresbeginn erwarteten die Aktien-Analysten für 2022 noch einen Gewinn-Anstieg bei den S&P-500-Unternehmen um 8,4%, inzwischen rechnen sie sogar mit einem Anstieg von 9,6%. Das passt sicher nicht zum Szenario einer Rezession.

 


Mein Fazit

 

Eine Rezession ist möglich, in den USA und auch in Deutschland. Du solltest Dich aber wie bereits erwähnt davon trotzdem nicht verunsichern lassen. Viele der Faktoren, die aktuell die Börsen belasten, können auch wieder an Bedeutung verlieren. Die Inflationsrate kann und wird voraussichtlich auch vom aktuell hohen Niveau zurückfallen, die Lieferprobleme können sich entspannen und die Rohstoff-Preise können sinken – oder zumindest nicht weiter steigen.

 

Zeichnet sich eine Abkühlung der Konjunktur ab, dann sinkt auch der Druck auf die US-Notenbank noch stärker an der Zinsschraube zu drehen. Die Zinsspekulationen könnten sich daher beruhigen. Das ist zwar nur eine Möglichkeit, aber ich halte das durchaus für wahrscheinlich.

 

Stärkere Kurserholungen an den Börsen sind daher denkbar, eine Wende nach oben bedeutet das aber noch nicht. Denn die Belastungen bleiben ja bestehen, auch wenn sich Pessimismus und Unsicherheit verringern sollten.

 

Anleger können diese Situation nutzen und nach und nach in ihrem langfristigen Depot Aktien-Positionen aufstocken, so wie ich das auch im Zukunfts-Depot meines Premium-Anlagemagazins „Rendite-Spezialisten für sinnvoll halte. Wichtig ist dabei, dass man von den Unternehmen langfristig überzeugt ist und dass das Depot ausgewogen ist.

 

Keine gute Idee ist es, vor allem Aktien zu kaufen, die besonders stark abgestürzt sind. Chancen für die kurz- und mittelfristige Anlage werden sich zweifellos ergeben. Doch die sind nicht unbedingt bei den Börsen-Lieblingen der letzten Jahre zu finden.



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Euro: Kein Vertrauen der Anleger!

 

Ist der Euro so schwach oder der US-Dollar so stark? Eher letzteres. Der US-Dollar wird wahrscheinlich noch länger stärker bleiben, weil das schwächere globale Wirtschafts-Wachstum die Anleger in sichere Häfen treiben wird, wie die Analysten der Rabobank vermuten. (Quelle: Reuters)

 

Die Entschlossenheit der US-Notenbank, die Inflation zu zähmen, könne 2023 zu einer Rezession in den USA führen, was Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben werde, so Währungs-Expertin Jane Foley. "Während eine US-Rezession für 2023 bedeuten dürfte, dass der Markt dann Zinssenkungen der FED einpreist, dürfte der US-Dollar seine Gewinne nur langsam wieder abgeben, bis das Vertrauen in das globale Wachstum und in risikoreiche Anlagen wiederhergestellt ist", erläutert sie.

 

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Auch wenn die meisten Privatanleger Währungs-Verhältnisse eher selten in den Fokus ihrer Beobachtung stellen, sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass der starke US-Dollar derzeit wie eine Abrissbirne für die europäische Wirtschaft an der Börse wahrgenommen wird.

 

Letztlich wirken die Effekte in beide Richtungen, denn Exporte werden auf dem Weltmarkt konkurrenzfähiger, aber im Moment überwiegt die Sorge um hohe Einkaufspreise, gerade im Rohstoff-Sektor. Wahrscheinlich wird der Trend in einem schwachen Börsen-Umfeld weiter abwärtsgerichtet sein.

 


Mein Fazit

 

Aktive Anleger können davon profitieren, sollten aber beachten, dass die Idee nicht neu ist, das Chance-Risiko-Verhältnis war schon mal besser und das Überraschungs-Potenzial liegt eher bei einer Erholung des Euro.



Herzliche Grüße und bis kommende Woche


Dein
Lars Erichsen
Chefredakteur Rendite-Report
www.rendite-report.de

 
 

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