Warum chinesische Aktien attraktiv bleiben! ++ Gold: Unerklärliche Schwäche?
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Rendite-Report vom 21. Juli 2021


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Warum chinesische Aktien attraktiv bleiben!

Liebe Leserin, lieber Leser,


China ist wie die anderen Länder in Ost-Asien besser durch die Pandemie gekommen als die westlichen Industrie-Länder und auch als die meisten anderen Länder weltweit. Das betrifft nicht nur den Bereich der Gesundheit, sondern auch die Wirtschaft.

 

Als einziges größeres Land konnte China 2020 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,3% aufweisen, alle anderen Ländern stürzten mehr oder weniger stark in eine Rezession. Die Eurozone verzeichnete ein Minus von 6,5%, die USA -3,5% und die Weltwirtschaft insgesamt -3,3%.

 

Trotzdem sind +2,3% für chinesische Verhältnisse sehr wenig und es kommt wie in anderen Ländern auch zu einer konjunkturellen Gegenbewegung. Die schwachen Zahlen des Vorjahres sind die Basis für hohe Wachstumsraten 2021. Volkswirte nennen das den Basis-Effekt. Doch dieser verliert auch in China langsam an Bedeutung.

 

Das Wachstumstempo in China nimmt ab

 

In der letzten Woche wurden die BIP-Daten für das 2. Quartal veröffentlicht. Demnach verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum in China im 2. Quartal von +18,3% auf +7,9%. Die Verlangsamung ist wegen des abnehmenden Basis-Effekts normal. Experten hatten aber mit einem Zuwachs des BIP von 8,1% gerechnet.

 

Das Wachstum gegenüber dem Vorquartal hat sich leicht von +0,6% auf +1,3% beschleunigt – das ist allerdings im historischen Vergleich schwach. Manche Analysten haben deswegen ihre Wachstumsprognose für 2021 gesenkt, Oxford Economics z.B. von +8,9 auf +8,4%. Das ist immer noch deutlich mehr als das Wachstumsziel der Regierung von +6%, und auch mehr als das erwartete Wachstum der Weltwirtschaft:

 

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Dennoch läuft nicht alles rund, keineswegs. Der von Peking geplante Umbau der Wirtschaft, der den inländischen Konsum stärken und China unabhängiger vom Außenhandel machen soll, kommt nur langsam voran. Zwar stiegen die Einzelhandelsumsätze im Juni um auf den ersten Blick kräftige 12,1%, aber das ist der niedrigste Zuwachs seit Dezember 2020.

 

Nach wie vor große Abhängigkeit von den Exporten

 

Die Hoffnung lautet, dass der private Konsum im 2. Halbjahr zunimmt, wenn Impffortschritte die Verbraucherstimmung verbessern. Die jüngsten Daten zeigen jedenfalls, dass die Wirtschaft nach wie vor sehr vom Außenhandel abhängig ist. Und der verliert an Schwung, auch weil der Nachfrageschub für chinesische Produkte durch die US-Konsumenten nachlässt.

 

Indikatoren wie die Einkaufsmanager-Indizes haben schon Ende 2020 ihren Höhepunkt überschritten und spiegeln die sich abschwächende Wachstumsdynamik wider. Wie in den USA oder in Europa stellen der starke Anstieg der Rohstoff-Preise und Lieferengpässe für viele Unternehmen ein großes Problem dar.

 

Dazu kommt die Ausbreitung der hoch ansteckenden Delta-Variante des Virus in Asien. Während sich Großbritannien auf den Erfolg seiner Impfstrategie verlässt und als Preis für die Aufhebung von Beschränkungen hohe Infektionszahlen zulässt, fahren die meisten Länder in Ost-Asien eine „Null-Toleranz-Politik“. Auch kleinere Virus-Ausbrüche führen bereits zu drakonischen Maßnahmen.

 

Das liegt nicht nur daran, dass in den asiatischen Ländern erst relativ wenige Menschen geimpft sind, sondern auch an einer grundlegend anderen Einstellung.

In China wurde vor ein paar Wochen einer der wichtigsten Häfen wegen eines Corona-Ausbruchs lahmgelegt. Indonesiens Regierung hat das ganze Land in den Lockdown geschickt. All das bremst die Konjunkturerholung in der Region und drückt auch auf die Verbraucherstimmung in China.

 

Chinas Aktien-Markt hinkt derzeit hinterher

 

Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums ist aber nur ein Grund dafür, dass sich der chinesische Aktien-Markt in den letzten Monaten schwächer entwickelte als die Märkte in den USA, Europa und auch als der MSCI World:

 

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Negativ wirkten sich auch die Bemühungen Pekings aus, die Macht der Internet-Plattformen durch mehr Regulierung und durch andere Maßnahmen zu kontrollieren. Das drückte die Kurse von Börsenschwergewichten wie Alibaba, Tencent und Co. und ist auch nicht eben förderlich, um das Vertrauen ausländischer Anleger zu stärken.

 

Vielen Investoren wird dadurch vor Augen geführt, dass Marktwirtschaft für Peking nur ein Mittel zum Zweck ist. Eine unabhängige Justiz gibt es nicht. Investitionen können gefährdet sein, wenn die Regierung regulierend in den Markt eingreift.

 

Dass die Regierung in Peking nicht nur chinesische Unternehmen zunehmend vom westlichen Kapitalmarkt abschneidet, sondern zugleich auch politisch auf Konfrontationskurs mit dem Westen geht, ist angesichts der sich abschwächenden Konjunktur ein zusätzliches Risiko.

 

Langfristig bietet der chinesische Aktien-Markt für Anleger aber große Chancen. Die Wirtschaft wird dank Produktivitätsfortschritten weiterhin stärker wachsen als die der klassischen Industrieländer. Zudem zahlt sich der Umbau zu einer mehr vom inländischen Konsum geriebenen Wirtschaft mehr und mehr aus. Mit dem Freihandelsabkommen RCEP, an dem 15 asiatische Länder beteiligt sind, stärkt Peking den regionalen Handel und macht die Wirtschaft ebenfalls unabhängiger von der Export-Nachfrage aus den USA und Europa.

 

Chinesische Aktien sollten daher in keinem ausgewogenen Depot fehlen. Wegen der wachsenden globalen Bedeutung der chinesischen Wirtschaft kann deren Anteil an einem gut aufgestellten und breit gestreuten Aktien-Depot sogar zunehmen, und zwar unabhängig von kurzfristigen konjunkturellen oder politischen Entwicklungen.

 

Die Kursschwäche der letzten Monate kann aus diesem Grund eine Einstiegschance darstellen, besonders für Anleger, die in chinesischen Aktien unterinvestiert sind. Als Anhaltspunkt: Der Anteil der chinesischen Wirtschaft am Welt-BIP ist kaufkraftbereinigt mit 18,3% größer als der der USA mit 15,9%.

 

Das Wirrwarr bei chinesischen Aktien

 

Chinesische Aktien werden nicht nur an den „Festland-Börsen“ in Shanghai und Shenzhen gehandelt, sondern auch in Hongkong, Singapur oder als ADRs in den USA. Die so genannten „A-Aktien“ aus Shanghai oder Shenzhen machen zwar zwei Drittel der Marktkapitalisierung chinesischer Aktien aus, waren aber bis vor kurzem ausschließlich für inländische Anleger handelbar.

 

Es gibt verschiedene Indizes bzw. ETFs, die die einzelnen Aktiengattungen widerspiegeln. Im Hang-Seng China Enterprises Index sind z.B. die an der Börse in Hongkong notierten Aktien mit Sitz in Festland-China zusammengefasst. Darüber hinaus gibt es ETFs, die sich nur auf chinesische A-Aktien, die in Shanghai und Shenzhen notiert sind, beziehen.

 

Der breit gefächerte MSCI China-Index

 

Im MSCI China-Index sind dagegen alle Aktiengattungen vertreten, nämlich A- und B-Aktien, in Hongkong gelistete Aktien und an ausländischen Börsen notierte Aktien (z.B. ADRs).

 

Die größten Aktien im MSCI China-Index sind Tencent und Alibaba. Auf die beiden Titel entfallen allein 26,7% der Gewichtung. Mit 736 Aktien umfasst der Index stattliche 85% des chinesischen Aktien-Universums.

 

Allerdings gehen die A-Aktien nur mit einem bestimmten Anteil ihrer Marktkapitalisierung in den Index ein, aktuell 20%. Das begünstigt das hohe Gewicht der beiden Internet-Aktien. Dieser Anteil wird aber durch MSCI nach und nach erhöht, so dass die "Klumpenbildung" durch die beiden Schwergewichte im Index allmählich abnimmt. In den letzten Wochen ist dies zudem durch die Kursschwäche der beiden Aktien passiert.

 

MSCI China Index: Die 10 Schwergewichte


Rang
Aktie
Branche
Gewicht im Index
1
Tencent
Internet/IT
13,4%
2
Alibaba
Internet/IT
13,3%
3
Meituan
Internet/IT
4,6%
4
China Construction Bank
Banken
2,4%
5
JD.com
Internet/IT
2,1%
6
NIO
E-Mobilität
2,1%
7
Ping An Insurance
Versicherungen
1,9%
8
Wuxi Biologics
Gedundheit
1,9%
9
Pinduoduo
Internet/IT
1,7%
10
Baidu
Internet
1,7%
Insgesamt:
45,2%

 

 

MSCI Emerging Markets: Der China-Anteil im Index hat abgenommen

 

Eine weitere Möglichkeit in den chinesischen Aktien-Markt zu investieren, ist der Schwellenländer-Aktienindex MSCI Emerging Markets. Wer in einen ETF auf diesen Index investiert, der bekommt "viel China" geboten, insgesamt beträgt der Anteil chinesischer Aktien an diesem Index 37,5%. Im breiter aufgestellten, so genannten Emerging Markets Investable Markets Index (IMI) ist der China-Anteil mit 34,3% übrigens etwas geringer.

 

4 der 10 größten Werte im MSCI Emerging Markets Index sind derzeit chinesische Unternehmen, nämlich die Internet-Unternehmen Tencent, Alibaba und Meituan Dianping sowie die China Construction Bank. Vor einem halben Jahr waren es noch 6 Aktien bei einem China-Anteil von 43%. Darin spiegelt sich die Underperformance des chinesischen Aktien-Marktes in den letzten Monaten wider.

 

MSCI Emerging Markets Index: Die 10 Schwergewichte


Rang
Aktie (Land)
Branche
Gewicht im Index
1
Taiwan Semic (TWN)
Halbleiter
6,1%
2
Tencent (CHN)
Internet / IT
5,0%
3
Alibaba (CHN)
Internet / IT
5,0%
4
Samsung (KOR)

Elektronik

4,0%
5
Meituan (CHN)
Internet/IT
1,7%
6
Naspers (ZAF)
Medien/Beteiligungen
1,1%
7
Vale (BRA)
Rohstoffe
1,1%
8
Reliance industries (IND)
Öl / Textilien
0,9%
9
China Constr. Bank (CHN)
Banken
0,9%
10
Infosys (IND)
Informationstechnologie
0,8%
Insgesamt:
26,6%

 


Die Konzentration auf Internet-Aktien und Finanz-Werte spiegelt die Struktur der chinesischen Wirtschaft allerdings nicht gut wider. Das wird sich aber durch die im Gang befindliche Integration weiterer chinesischer Aktien in den Index allmählich ändern, denn dadurch werden Branchen wie z.B. Konsum und Automobil an Gewicht gewinnen.


Mein Fazit

 

In meinem Report vom 25.11.2020 "China-Aktien: Outperformance durch hohes Wachstum?" hatte ich erläutert, dass China mit einem Vorsprung aus der Pandemie kommt, und diesen auch wirtschaftlich nutzen kann. Doch seitdem haben die USA und selbst Europa dank der Impfkampangen aufgeholt. Hier hinkt China wie die meisten anderen Länder in Ost-Asien hinterher.

 

Dazu kommt die Kursschwäche der hoch kapitalisierten Internet-Konzerne, die die Indizes belastet. Kurzfristig kann die Regulierung durch Peking weiter auf die Kurse drücken, langfristig bleiben die Geschäftsmodelle von Tencent, Alibaba und JD.com aber erfolgversprechend.

 

Auf eine Kurserholung einzelner Aktien zu setzen, ist allerdings spekulativ. Das ist nur etwas für erfahrene Anleger, die in der Lage sind einen Plan aufzustellen und ihre Risiken zu begrenzen. Für langfristige Anleger kann die Kursschwäche aber eine Gelegenheit darstellen, um den China-Anteil im Depot zu erhöhen, entweder durch das Investment in Einzel-Aktien oder in ETFs.



Mein Podcast-Tipp:

 

Privatanleger besser als Hedgefonds?

 

Sind die Privatanleger mittlerweile besser als hochbezahlte Hedgefonds-Manager? Zumindest die Möglichkeiten, sich Informationen zu beschaffen und schnell an der Börse zu handeln sind mittlerweile soweit gereift, das man sagen kann, die Profis haben hier kaum noch einen Wettbewerbsvorteil.


Und wer erinnert sich nicht an AMC oder GameStop, und an die Robin Trader, die es dem ein oder anderen Hedgefonds so richtig gezeigt haben. Also, sind sie besser, oder ist das eigentlich nur ein Märchen?


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Und bitte nicht vergessen eine positive Bewertung/konstruktive Rezension abzugeben, vielen Dank ;-)



 
 


Gold: Unerklärliche Schwäche?

 

Seit über 20 Jahren bin ich in physischem Gold und Silber investiert und die Chancen stehen gut, dass viele weitere Jahre dazukommen werden. Aktien von Gold- und Silberminen eignen sich in einem langfristigen Portfolio allenfalls als kleine Beimischung, keinesfalls mit einem zu hohen Gewicht.

 

Zum richtigen Zeitpunkt gekauft, daher also versehen mit einem Timing-Aspekt, könnte man mit ihnen ein Vermögen erzielen (nicht aber in der Dauer-Anlage). Weiterhin erwarte ich eine Fortsetzung der im Jahr 2018 begonnen Rallye. Soweit die positive Kurzzusammenfassung.

 

Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es momentan mit einer Schwächephase zu tun haben, mit der kaum ein Experte, insbesondere aus dem „dauer-bullischen“ Lager, gerechnet hat. Zumindest, wenn wir heute mal die Analysten außen vor lassen, die bei jedem Kursrücksetzer eine Einflussnahme der Bilderberger oder Rothschilds unterstellen.

 

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Das aktuelle, seit Monaten vorherrschende Umfeld, in dem die Notenbanken und Regierungen, jetzt sogar gemeinsam, für eine massive Geldflut sorgen, hätte nämlich in praktisch jeder Theorie für steigende Goldkurse sorgen sollen. Zumal die Inflation in diesem Moment, anders als in den Jahren zuvor, keine Fata Morgana mehr ist, sondern allerorten Realität.

 

Die Schwäche der Edelmetalle damit zu erklären, dass man ja nicht wisse, ob die Inflation nachhaltig sei, taugt hier nicht wirklich. Was wäre Gold für eine furchtbare Anlage, wenn es nur in Phasen hoher Inflation stiege, um die sich aber niemand scheren würde. Solche Marktphasen gibt es nicht, steigt die Inflation über die 2-Prozent-Marke an, werden die Diskussionen, wann die Notenbanken wohl einschreiten, stets aufkommen. So einfach ist es also nicht.

 

Hätte man mir vorher erzählt, wie sich diese verrückte Welt in den Jahren 2020 und 2021 entwickeln würde, dann hätte ich ziemlich sicher einen Gold-Preis jenseits der 3.000 US-Dollar prognostiziert – und kräftig danebengelegen, wie wir mittlerweile wissen. Edelmetalle weisen eine relative Schwäche zu anderen Rohstoffen auf, das ist zu akzeptieren, gerade die Industrie-Rohstoffe sind deutlich besser gelaufen.


Mein Fazit

 

Solange Gold nicht mindestens nachhaltig über 1.830 US-Dollar ansteigt, bleiben weitere Verkaufswellen möglich. Die Ziele liegen in diesem Fall bei 1.750 und bis zu 1.620 US-Dollar.



Herzliche Grüße und bis kommende Woche


Dein
Lars Erichsen
Chefredakteur Rendite-Report
www.rendite-report.de

 
 

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