Warum Palladium nicht
mehr so gefragt ist!?
Liebe Leserin, lieber Leser,
Anfang 2020 schien für die „Palladium-Bullen“ noch alles in Ordnung. Das Jahr steuerte erneut auf ein hohes Angebots-Defizit am Palladium-Markt zu, das achte in Folge! Das bedeutet: Die Nachfrage schien weiterhin das Angebot zu übersteigen. Der Preis des Edelmetalls stieg im Februar 2020 auf sein bis jetzt gültiges Allzeithoch von fast 2.900 US-Dollar je Unze.
Noch nie war der Preisvorsprung gegenüber Gold, Silber und auch dem Schwestermetall Platin so groß. Als Schwestermetalle gelten Platin und Palladium, weil sie ähnliche chemische Eigenschaften aufweisen und beide in Katalysatoren Anwendung finden. Doch dann kam Corona und der Palladium-Preis halbierte sich innerhalb kurzer Zeit:
Der Grund dafür ist die einseitige Abhängigkeit vom Auto-Markt, denn 80 Prozent des weltweit verbrauchten Palladiums werden in Auto-Katalysatoren eingebaut, vornehmlich in Benzin-Motoren. Der Auto-Absatz aber brach im Frühjahr 2020 ein und die Aussichten für das gesamte Jahr schienen schlecht.
Palladium verliert gegenüber Platin an Boden
Doch in China erholte sich die Nachfrage nach Automobilen rasch und auch in anderen Ländern bestätigten sich die schlimmsten Prognosen nicht. Dazu kommt, dass die Produktion von Palladium ebenfalls einen Einbruch erlebte. Vor allem in Südafrika, wo Palladium als Nebenprodukt in den Platin-Minen anfällt, sahen sich die Produzenten mit großen Schwierigkeiten konfrontiert.
Das Ungleichgewicht am Markt war nicht so groß wie anfangs befürchtet. Palladium machte daher mehr als 50 Prozent des Preis-Einbruchs seit dem Hoch im Februar wieder wett. Das ist nicht schlecht, aber der Platin-Preis performte in den letzten Monaten deutlich besser und stieg Anfang 2021 auf den höchsten Stand seit 2016.
Das liegt u.a. daran, dass Platin als Gewinner der Verkehrswende gilt. Viele Länder wollen im Zuge der massiven staatlichen Investitionen zur Bekämpfung der Corona-Krise den Umbau der Wirtschaft in Richtung Erneuerbarer Energien fördern. Und Platin könnte davon profitieren, denn es findet auch in Brennstoffzellen Anwendung sowie in den Diesel-Motoren von Hybrid-Fahrzeugen.
Das Angebots-Defizit bei Palladium wird mittelfristig sinken
Palladium dagegen wird vornehmlich in Katalysatoren von Otto-Motoren eingesetzt. Das sorgte jahrelang für einen Nachfrage-Boom, denn wegen ständig steigender Anforderungen an die Abgasreinigung stieg weltweit auch der Bedarf an Palladium. Das ist in China auch immer noch so.
In den letzten Jahren hat das zu einer deutlichen Outperformance von Palladium gegenüber den anderen 3 Edelmetallen geführt:
Doch diese Outperformance dürfte vorbei sein. Zum einen sind wegen des hohen Preises – Palladium ist immer noch mehr als doppelt so teuer wie Platin – laut dem Branchen-Verband WPIC (World Platinum Investment Council) immer mehr Hersteller dabei, das Metall zu ersetzen oder seinen Einsatz zu minimieren. Mittel- und langfristig dürfte die steigende Verbreitung von Elektro-Motoren die Nachfrage nach Palladium bremsen.
Ebenfalls wichtig: Der größte Palladium-Produzent, die russische Nornickel, hat bekannt gegeben, die Produktion in den nächsten Jahren deutlich zu steigern. Das Angebots-Defizit dürfte daher langfristig sinken.
Nachfrage der Investoren fällt weniger ins Gewicht
Anders als bei Silber und vor allem bei Gold spielt die Nachfrage von Investoren bei den Platin-Metallen eine untergeordnete Rolle. Die Hauptabnehmer kommen aus der Industrie. Dennoch ist es bemerkenswert, dass sich das Anleger-Interesse anscheinend von Palladium zu Platin verlagert hat.
Bei Platin stieg die Investment-Nachfrage (Barren, Münzen, ETFs) 2020 um 40% auf ein neues Rekordhoch. Bei Palladium dagegen gab es bei den ETFs ein Minus von etwa 100.000 Unzen. Doch die Schwankungen sind hier beträchtlich, und das dürfte auch so bleiben.
Mein Fazit
Die Energie-Wende kommt nicht so schnell, wie sich auch viele Anleger das derzeit ausmalen. Palladium wird weiterhin benötigt und 2021 dürfte es wieder ein hohes Angebots-Defizit geben, davon gehen jedenfalls die Branchen-Experten des WPIC aus. Ein Preiseinbruch ist daher nicht zu erwarten. Langfristig aber bremst die Energie-Wende die Nachfrage.
Bei Platin gilt das, was ich bereits in diesem Newsletter am 2. Dezember als Fazit gezogen habe: Der Platin-Markt ist im Vergleich zu Gold eng, so dass ein deutlicher Anstieg der Investment-Nachfrage schnell zu einer Rallye führen könnte. Aber die Investment-Nachfrage ist kaum berechenbar. Auf einen Preis-Anstieg zu setzen, halte ich daher für sehr spekulativ und nur etwas für aktive Anleger!
In einem Langfrist-Depot ist weder Platin noch Palladium wegen der starken Preisschwankungen, sowie wegen der großen Bedeutung der Nachfrage aus der Industrie aus meiner Sicht ein adäquater Ersatz für Gold oder Silber.
Mein Podcast-Tipp:
Diesen Aktien-Markt kennt niemand...
Wir schauen heute ein klein wenig über die Grenzen hinweg, auf eine Branche die den meisten Anlegern eher unbekannt sein dürfte. Die aber unter spekulativen Aspekten, aus meiner Sicht, in den nächsten 12-24 Monaten durchaus einen Blick wert ist...
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