Worauf Du als Anleger achten solltest!
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Börsengang von Beyond Meat im Mai 2019 rief nicht nur in der Börsenwelt ein großes Echo hervor. Auch in die Hauptnachrichten und auf die Titelseiten der Tageszeitungen schaffte es der Produzent veganer Burger. Das ist kein Wunder, die Story war und ist extrem "sexy".
Wohl selten hat eine Aktie derart den Zeitgeist getroffen. Kein Wunder, denn es werden sozusagen moralisch gesehen gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Fleisch durch Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis zu ersetzen, ist gut für das Klima, für den Tierschutz und – den Fleisch-Gegnern zufolge – auch für die Gesundheit.
Die "Story" ist immer noch gut, der Markt für vegane Lebensmittel wächst stark, der Klimaschutz-Aspekt dürfte nicht zuletzt durch die Weltklima-Konferenz einen weiteren Schub erhalten. Doch der Aktie von Beyond Meat nutzt das derzeit nichts, sie stürzte auf den tiefsten Stand seit April 2020 ab, seit Ende Juni hat sich der Kurs halbiert. Grund sind enttäuschende Geschäftszahlen.
Ich will nicht behaupten, dass das absehbar war. Aber die Erwartungen waren extrem hoch, Enttäuschungen sind da fast vorprogrammiert. Schon beim Börsengang im Jahr 2019 war ich skeptisch. Nicht wegen des Marktpotenzials: Der Trend zum veganen Konsum verspricht auch meiner Ansicht nach langfristig hohes Nachfragewachstum.
Der Grund für die Skepsis war die hohe Bewertung der Aktie. Kurz nach dem Börsengang war der Produzent veganer Burger 9 Mrd. US-Dollar wert – bei einem Umsatz von damals etwa 300 Mio. US-Dollar. Auch 2021 dürfte der Umsatz nur bei etwa 500 Mio. US-Dollar liegen. Das ist sehr weit von den Wachstumshoffnungen entfernt, die das Unternehmen selbst und die Analysten geweckt hatten.
Beim Börsengang gingen die Aktien-Analysten noch davon aus, dass Beyond Meat 2020 in die Gewinnzone kommen könnte. Das soll nun frühestens 2023 gelingen, der Umsatz soll sich bis dahin auf 1,01 Mrd. US-Dollar verdoppeln.
Die Konkurrenz schläft nicht
Der Vorstand macht für das enttäuschende Wachstum vor allem vorübergehende Probleme verantwortlich, wie eine geringere Nachfrage aus den Restaurants und Arbeitskräftemangel. Aus meiner Sicht ist aber entscheidend, dass sich das Unternehmen im Lebensmittelmarkt auch durch schnelles Wachstum keine anhaltenden Vorteile gegenüber der Konkurrenz schaffen kann.
Aus dem Fazit zu meiner Analyse aus dem Report vom 10. Juli 2019: „Rechtfertigen die starken Wachstumsaussichten die hohe Börsenbewertung? Ich habe da große Zweifel. Veganer Hype hin oder her, wir sprechen hier immer noch von Lebensmitteln, nicht von High-Tech-Produkten. Die Gewinnmargen in diesem Sektor sind traditionell gering. Davon wird sich vermutlich auch Beyond Meat nicht abkoppeln können."
Anders als z.B. bei Internetplattformen oder Tech-Unternehmen gibt es kaum Einstiegshürden für Konkurrenten. Es wird das vegane Produkt gekauft, das besser schmeckt oder günstiger ist. Inzwischen sind auch immer mehr Konkurrenten in diesem Markt aktiv, darunter große Nahrungsmittel-Konzerne wie Kellogg und Nestlé. Das ist das tieferliegende Problem der Beyond-Meat-Aktie, nicht die Corona-Krise.
Der Wettbewerbsdruck wird dafür sorgen, dass die Gewinnmargen gering bleiben. Die einzige Möglichkeit von Beyond Meat einen höheren Preis als die Konkurrenz zu verlangen, wäre ein besserer Geschmack als bei der Konkurrenz und eine überlegene Rezeptur. Schwer zu glauben, dass Milliarden-Konzerne wie Nestlé, Unilever und Kellogg das nicht kopieren könnten. Alle drei Konzerne fahren zudem Milliarden-Gewinne ein.
TeamViewer: Hausgemachte Probleme?
Verluste schreibt TeamViewer zwar nicht, der deutsche Spezialist für Fernwartungssoftware weist aber aus Anlegersicht dennoch Parallelen zu Beyond Meat auf. So konnte das Unternehmen die hohen Wachstumserwartungen nicht erfüllen und musste die eigene Prognose mehrfach senken.
Die Aktie stürzte daraufhin ab, seit Jahresbeginn wurden zwei Drittel des Börsenwerts verloren:
Die Gründe dafür sind durchaus vielfältig, es würde hier zu weit führen, im Einzelnen darauf einzugehen. Sie lassen sich unter "Wachstumsschmerzen" zusammenfassen. Der Vorstand wollte den Rückenwind für das eigene Geschäft durch den Digitalisierungsschub während der Pandemie nutzen. Das ist durchaus richtig, aber es wurden Fehler begangen.
Das starke Wachstum wurde nicht ausreichend kontrolliert, die Kosten legten stärker zu als der Umsatz. Teure Sponsoren-Verträge, um die Marke bekannter zu machen, waren nicht nur aus Sicht von Aktien-Analysten Fehlentscheidungen. Zudem nimmt es viel Zeit in Anspruch, Geschäftsbeziehungen zu neuen Großkunden herzustellen. Der Vorstand war mit dem Zuwachs an Aufgaben wohl überfordert.
Dazu kommt die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt: Es wurden zu große Erwartungen geweckt, die Enttäuschung ist daher jetzt umso größer. Mehr konservative Planung und Kommunikation wäre besser gewesen. Denn es bleibt ja dabei: TeamViewer ist in einem Wachstumsmarkt tätig, generiert Cash und verfügt, soweit ich das beurteilen kann, über gute Produkte.
Mein Fazit
Beyond Meat und TeamViewer sind aus meiner Sicht gute Beispiele dafür, dass an der Börse gerne Geschichten verkauft werden, am besten reduziert auf Schlagworte. Sind solche „Stories“ gut und eingängig, wie der Trend zum veganen Konsum oder zur Digitalisierung, dann sind viele Anleger bereit Risiken auszublenden und Bewertungskennzahlen zu ignorieren.
Wenn wie bei Beyond Meat Schlagworte genügen, um einen Aktienkurs explodieren zu lassen, dann ist das ein Warnsignal. Nicht dass Du mich missverstehst: Das Unternehmen kann durchaus erfolgreich sein, aber die Bewertung einer Aktie und vor allem die Risiken des Geschäftsmodells sollte man deswegen nie aus dem Blick verlieren.
Bei TeamViewer zeigen sich die typischen Probleme eines jungen, schnell wachsenden Unternehmens: Die Organisationsstrukturen wachsen nicht mit und die Kosten steigen zu schnell. Da die Digitalisierung als Megatrend gilt, wurden diese Risiken von vielen Anlegern unterschätzt, wenn nicht sogar ignoriert. Auch hier geht es wie bei Beyond Meat um das zu optimistische Einpreisen von Wachstumshoffnungen.
Wie immer an der Börse gilt: Analysiere rational und lass Dich bei Deinen Anlageentscheidungen nicht von Emotionen leiten.
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