Bank-Aktien vor neuer Verkaufswelle?
Liebe Leser,
die Finanzkrise in der Türkei hielt in den letzten Tagen die Märkte in Atem. Genauer gesagt handelt es sich um eine Währungskrise: Die Türkische Lira befindet sich im freien Fall und verlor seit Anfang August gegenüber dem Euro 25 Prozent an Wert. Auf Jahressicht beträgt der Wertverlust etwa 50 Prozent.
Die Abwertung spiegelt sich in einem Anstieg des Wechselkurses Euro/Türkische Lira (EUR/TRY) wider:
Nach dem starken Kursanstieg von EUR/TRY zu Wochenbeginn hat sich die Lage zuletzt wieder etwas entspannt. Ich will hier aber gar nicht im Detail auf die Hintergründe dieser Krise eingehen, vermutlich haben Sie in den letzten Tagen schon viel darüber gelesen oder gehört. Diese Punkte sind aus meiner Sicht aber wichtig:
1. Der Konflikt mit den USA ist nur der Auslöser. Der Grund der Abwertung ist ein tiefgehender Vertrauensverlust in die Wirtschaftspolitik der Türkei.
2. Die Maßnahmen der Regierung in Ankara sind bisher nicht ausreichend, um das Vertrauen wiederherzustellen.
3. Die Abwertung der Lira kann sich daher fortsetzen. Das bringt die Gefahr mit sich, dass die Währungskrise zu einer echten Finanzkrise mit Unternehmens- und Bankenpleiten wird.
Ansteckungsgefahr durch die Türkei-Krise
Schon in der letzten Woche wurden daher Befürchtungen laut, die Krise in der Türkei könnte auf die Europäische Union überschwappen und sogar die Gefahr einer neuen Eurokrise erhöhen.
Denn auch auf die europäischen Banken hat die Lira-Krise Auswirkungen; Kredite in Euro oder Dollar an türkische Unternehmen drohen nun auszufallen. Das zog in den letzten Tagen vor allem die Banken-Aktien nach unten.
Auch die Aktie der Deutschen Bank gab dadurch seit Anfang August um etwa 10 Prozent nach:
Direkt betroffen sind aber eher andere Institute wie die spanische BBVA, die UniCredit aus Italien, BNP Paribas aus Frankreich, die britische HSBC und die niederländische ING. Beim Rest der Branche ist das Risiko Studien zufolge minimal.
Insgesamt halten sich die Gefahren für Europas Bankensektor jedoch in Grenzen. Die Analysten von ABN Amro haben ermittelt, dass Europas Banken 143 Mrd. Euro an türkische Kunden verliehen haben. Wie die Krise in der Türkei enden wird, ist zwar völlig offen, Europas Banken dürften aber mit einem blauen Auge davon kommen.
Deutschen Banken droht der Abstieg
Trotzdem: Kaum ein Anleger hat im Moment Lust Banken-Aktien zu kaufen, auch nicht die Papiere der Deutschen Bank oder der Commerzbank. Das könnte fatale Folgen haben, denn beiden Aktien droht der Rauswurf aus wichtigen Indizes. Der Bedeutungsverlust der deutschen Banken manifestiert sich dadurch auch an der Börse – und das könnte die Aktien zusätzlich nach unten ziehen.
So droht der Commerzbank der Abstieg aus dem DAX und der Termin der Entscheidung rückt immer näher. Am 5. September prüft die Deutsche Börse, ob die Commerzbank-Aktie noch alle Voraussetzungen für eine DAX-Mitgliedschaft erfüllt oder ob es bessere Kandidaten gibt und genau danach sieht es laut der jüngsten DAX-Rangliste nämlich aus.
Ersetzt Wirecard die Commerzbank?
Mit dieser Rangliste legt die Deutsche Börse nach bestimmten Kriterien fest, ob eine Aktie im DAX bleibt oder durch eine andere ersetzt wird. Der Zahlungsabwickler und Spezialist für sicheres Bezahlen im Internet Wirecard aus dem TecDAX hat sich in dieser Statistik zusehends nach vorne geschoben.
Das Problem der Commerzbank ist die stark geschrumpfte Marktkapitalisierung, denn diese ist das wichtigste Kriterium für Aufstieg oder Abstieg im DAX. Die Marktkapitalisierung drückt aus, wie viel ein Unternehmen an der Börse wert ist und hier hat Wirecard durch den starken Kursanstieg der letzten Jahre die Commerzbank überholt:
Nur eine Rallye der gebeutelten Bank-Aktie könnte den Abstieg der Commerzbank noch verhindern. Doch diese Hoffnung wurde nicht zuletzt durch die Türkei-Krise zunichte gemacht, zumal die Wirecard-Aktie unbeeindruckt davon auf ein neues Allzeithoch gestiegen ist.
Viele ETFs und Fonds richten sich nach den Indizes
Der DAX-Abstieg hat Folgen, denn DAX-Indexfonds, die den DAX genau abbilden, müssten sich dann von der Commerzbank trennen und die Wirecard-Aktie aufnehmen. In der Regel geschehen solche Veränderungen aber schon vor der DAX-Aufnahme.
Alleine 17 DAX-ETFs verwalten eine Summe von zusammen knapp 18 Mrd. Euro. Sie müssten insgesamt rund 17 Mio. Commerzbank-Aktien verkaufen. Der Druck auf die Aktie könnte also schon alleine deshalb anhalten, abgesehen davon, dass es noch eine ganze Reihe aktiv gemanagter DAX-Fonds gibt, die vor dem gleichen Problem stehen.
Wackelkandidat Deutsche Bank
Auch die Deutsche Bank wackelt – nicht im DAX, sondern im Euro Stoxx 50, dem Index der 50 wichtigsten Aktien der Eurozone. Dort könnte es sogar vier Auswechselungen geben. Auch hier ist der stark geschrumpfte Börsenwert das Problem.
Auf den Euros Stoxx 50 haben sich 33 ETFs spezialisiert, 24 Millionen Deutsche Bank-Aktien könnten bei einem Indexrauswurf verkauft werden. Die Deutsche Bank-Aktie hat sich zuletzt aber stabilisiert, sie könnte noch das rettende Ufer erreichen.
Wachablösung mit Symbolcharakter
Wirecard gehört als Dienstleister für Bezahllösungen im Internet zur Branche der Financial Technology (Fintech). Alle großen Kreditkarten-Unternehmen wie VISA, MasterCard oder American Express, aber auch Internetkonzerne wie Google, Apple und Alibaba zählen zu den Kunden des Unternehmens.
Fintech-Unternehmen stehen im harten Wettbewerb zu klassischen Banken. Wirecard profitiert z.B. davon, dass der Zahlungsverkehr zunehmend im Internet und außerhalb der traditionellen Banken stattfindet.
Insofern ist es geradezu symbolhaft für die Branche, dass für Wirecard die Commerzbank aus dem DAX weichen müsste. Letztlich rächen sich für die Banken damit die Behäbigkeit und die Managementfehler der letzten Jahrzehnte.
Mein Fazit
Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank eignen sich meiner Ansicht nach trotz ihrer niedrigen Bewertung höchstens für kurz- und mittelfristige Spekulationen. Chancen auf dauerhaftes Wachstum, das auch ein langfristiges Investment rechtfertigen würde, sehe ich nicht.
Da gibt es sogar in der traditionellen Bankenbranche außerhalb Deutschlands attraktivere Kandidaten.
Allerdings sollten Sie nach dem starken Kursanstieg auch nicht mehr auf die Wirecard-Aktie setzen, denn die Vergangenheit lehrt, dass auf einen Aufstieg in den DAX nicht selten eine längere Seitwärtsbewegung der Aktie oder sogar ein Kursrückgang folgt.
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