Wie Sie von fallenden
Kursen profitieren können!?
Liebe Leser,
in den letzten Tagen wurde die negative Stimmung an den Börsen teilweise zur Verkaufspanik. Dabei sah es doch am Montag vor einer Woche noch ganz positiv aus: Nach dem Treffen zwischen den Präsidenten Chinas und der USA in Buenos Aires kam Hoffnung auf, der Handelsstreit ließe sich in absehbarer Zeit lösen.
Doch das war nur ein Strohfeuer, bzw. die Andeutung einer guten Nachricht. Nicht zuletzt der US-Präsident tat sein Möglichstes, um jegliches Vertrauen in eine berechenbare Politik wieder zu zerstören.
Schon kurz darauf gab es neue Drohungen gegen Peking per Twitter und mit der Verhaftung der Finanz-Chefin des chinesischen Technologie-Konzerns Huawei in Kanada auf Antrag der US-Börden wurde weiter an der Eskalationsspirale gedreht.
Kurse an der Wall Street im Sinkflug
Der Aktienmarkt in den USA zeigte sich lange von solchen Kapriolen unbeeindruckt, inzwischen ist aber selbst der letzte Optimist an der Wall Street verunsichert, der Aktien-Index S&P 500 fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit April:
Das zog auch den deutschen Aktien-Index DAX mit nach unten. Für politisches Chaos sind wir Europäer aber sicher nicht auf Donald Trump angewiesen, das bekommen wir auch selbst hin!
Denn neben dem Handelsstreit hält die Anleger in Europa derzeit besonders der Brexit in Atem. Nach der Verschiebung der Abstimmung im Parlament will die britische Regierungs-Chefin Theresa May mit der EU "nachverhandeln".
Das hat nach Auskunft aller in der EU Beteiligten aber wenig Aussicht auf Erfolg und kleine Zugeständnisse dürften zudem wenig an der Ablehnung im Parlament ändern. Die Unsicherheit geht weiter, vermutlich kommt es erst im Januar zu einer Abstimmung im Londoner Unterhaus. Kommt es zur Ablehnung, dann ist alles möglich, auch ein ungeregelter Brexit.
Die Angst vor einem harten Brexit schickt den DAX nach unten
Das würde zweifellos nicht nur der britischen, sondern auch der deutschen Wirtschaft schaden, denn Großbritannien ist einer der wichtigsten Handelspartner deutscher Unternehmen.
Der DAX fiel daher nach einem kurzen Strohfeuer zu Beginn der letzten Woche wieder zurück und rauschte in der Folge nahezu ungebremst nach unten. So tief stand der DAX zuletzt Ende 2016:
Der heftige Kursrutsch an den Börsen hat also gute Gründe, doch diese sind nicht wirklich neu. Warum kommt der Abverkauf also gerade jetzt? Nüchtern betrachtet gibt es durchaus Hoffnung auf eine Lösung oder zumindest eine Deeskalation im Handelsstreit mit China – der dreimonatige "Waffenstillstand" gilt ja und es wird intensiv verhandelt. Beide Seiten haben echtes Interesse am Erfolg der Verhandlungen, auch die USA.
Zu den Unsicherheiten kommt die Angst vor einer Rezession
Die anhaltenden Unsicherheiten sind nur ein "Brandbeschleuniger" für den Kurssturz, die Ursachen liegen auch woanders. Es geht die Furcht vor einer Rezession um, bzw. einem starken Abschwung der Weltkonjunktur. Das hat mehrere Gründe:
1. Die Konjunktur in Europa, speziell in Deutschland hätte auch ohne den Handelsstreit ihren Zenit überschritten. Doch die Belastungen für den Export und die Unsicherheiten wegen des Brexit könnten den Abschwung deutlich verstärken.
2. In China nimmt die Wachstumsdynamik seit dem Jahr 2010 ab, das Land steckt in einem Strukturwandel. Die negativen Folgen des Handelsstreits könnten das labile Gleichgewicht zum Kippen bringen.
3. Die US-Wirtschaft ist derzeit die wichtigste Stütze der Weltkonjunktur. Doch der Rückenwind durch die Steuerreform und die Erhöhung der Staatsausgaben nimmt ab. Das Wachstum wird sich 2019 von 3,0 auf 2,7% verringern – mindestens.
Die Sorgen scheinen übertrieben, aber sie sind nicht unbegründet
Sind diese Sorgen berechtigt? Klar ist, dass die Weltkonjunktur 2019 an Tempo verliert. Eine starker Abschwung oder eine Rezession ist aber sehr unwahrscheinlich.
Sollte aber die Politik weiter für Unsicherheit sorgen und sollten neue Krisenherde dazu kommen, dann kann eine Abwärtsspirale entstehen. Ich halte das derzeit nicht für wahrscheinlich, aber es ist möglich.
Können Sie sich gegen weitere Kursverluste schützen?
Obwohl der Kursrutsch schon weit fortgeschritten ist, könnte es daher an den Börsen auch weiter nach unten gehen, z.B. nach einer zwischenzeitlichen Erholung. Ist es möglich, als Privatanleger solche Schwächephasen an der Börse schadlos zu überstehen, sich gar gegen fallende Kurse zu „versichern“? Das klingt zweifellos sehr verlockend. Aber die Sache hat einen Haken: Eine Versicherung ist teuer.
Absicherung über Put-Optionen
Die klassische Möglichkeit der Absicherung am Finanzmarkt sind Optionen. Die Funktionsweise ist im Grunde genommen recht einfach zu verstehen: Erwarten Sie fallende Börsenkurse, möchten aber Ihre Aktienpositionen nicht verkaufen, dann können Sie Teile Ihres Depots durch den Kauf von Put-Optionsscheinen absichern (für eine genaue Erklärung, wie Put-Optionen funktionieren, hier klicken).
Kurz gesagt: Eine Put-Option steigt im Wert, wenn der zugrundeliegende Basiswert, z.B. der DAX, fällt.
Auch ein Vollkasko-Schutz für das gesamte Depot ist möglich. Auf die Berechnung, welche Stückzahl für welche Depotgröße erworben werden sollte und welche Rolle andere Faktoren wie Basispreis und Laufzeit spielen, möchte ich an dieser Stelle aber verzichten. Ich erkläre Ihnen auch gleich warum:
Die Kosten für eine Versicherung
Sicherheit gibt es nicht umsonst, eine Versicherung erst recht nicht. In diesem Fall ist sie absolut hochpreisig. Die Volatilität, also die Schwankungsbreite des Marktes, hat einen wesentlichen Einfluss auf den Preis einer Put-Option – je höher sie ist, desto teurer.
Als Faustformel gilt, dass die Versicherung Sie jährlich zwischen 5 und 10 Prozent Ihrer Depotsumme kosten wird. In Relation zu den langfristigen Renditen am Aktienmarkt, die je nach Investitionszeitraum zwischen 7 und 9 Prozent liegen, eine stolze Summe. Es bleibt das Timing-Problem. Eine permanente Absicherung würde auf Sicht von Jahren die gesamte Rendite auffressen.
Mit Short-ETFs von fallenden Kursen profitieren
Möglich ist es allerdings, von fallenden Kursen zu profitieren und damit einen Teil der zwischenzeitlichen Kurverluste in einem langfristig ausgerichteten Depot auszugleichen. Das ist z.B. mit Short-ETFs auf den DAX oder auf andere Aktien-Indizes möglich.
Ein Short-ETF auf den DAX gewinnt an Wert, wenn der DAX fällt, und zwar im gleichen prozentualen Verhältnis. Sprich: Wenn der DAX um 1,0 Prozent fällt, dann gewinnt der Short-ETF um 1,0 Prozent an Wert. Wertverluste in einem Depot komplett mit Short-ETFs abzusichern, würde daher einen hohen Kapitaleinsatz erfordern. Das ist für die meisten Anleger nicht praktikabel. Und es bleibt das Timing-Problem. Schließlich können die Börsen auch schnell wieder steigen.
Mit der richtigen Strategie und jahrelanger Erfahrung in der charttechnischen Analyse kann man aber mit Short-ETFs von Kursrückgängen profitieren. Einen Teil der Buchverluste in einem langfristigen Depot lassen sich so ausgleichen. In unserem Premium-Anlagemagazin "Rendite-Spezialisten" haben wir das in den letzten Monaten so praktiziert und Gewinne erzielt.
Mein Fazit
Während andere stöhnen, mag die Aussicht von fallenden Kursen zu profitieren eine verlockende Vorstellung sein. Auf Sicht werden aber diejenigen das meiste Geld verdienen und die Durchschnittsrenditen schlagen, die in Krisenzeiten weiter investieren oder sogar ihre Sparbeiträge erhöhen – „den Dollar für 50 Cent kaufen“, wie es Warren Buffett bezeichnet hat. Das ist der Weg!
Sich gegen Korrekturen permanent abzusichern, wird auf Dauer dagegen die komplette Rendite verschlingen. Ein Crash kündigt sich in der Regel nicht mit großer Kapelle an und er ist in seinem Verlauf im voraus unberechenbar, es bleibt also das Timing-Problem. Als langfristiger Aktiensparer verzichten Sie daher lieber auf Hebelprodukte wie z.B. Put-Optionsscheine. |