War´s das schon wieder oder geht die Rallye bei Kupfer jetzt erst los?
Liebe Leserin, lieber Leser,
nach einer längeren Phase der Langeweile stand Kupfer in den letzten Wochen stark im Blickpunkt. Noch Mitte Januar hatte ich in meinem Report die Frage gestellt: „Kupfer: Wann steigt der Preis?“. Ab Anfang März war es dann soweit: Das rote Industriemetall legte kräftig zu und erreichte innerhalb kurzer Zeit ein neues Rekordhoch.
War das nur der Startschuss für eine weitere, größere Rallye oder ist Kupfer bereits über das Ziel hinausgeschossen? Wie meist ist die Antwort auf diese Frage nicht so eindeutig, wie man es sich erhoffen würde.
Viele Marktteilnehmer sind jedenfalls offenbar der Meinung, dass die Rallye übertrieben war. Der Kupferpreis ist in den letzten Tagen wieder deutlich zurückgekommen, im Chart ist die Preisentwicklung an der London Metal Exchange dargestellt:
Die folgenden 3 Punkte sind meiner Ansicht nach wichtig, um die Situation am Kupfermarkt besser einschätzen zu können:
1. Der starke Preisanstieg war spekulationsgetrieben. Es gab die Sorge vor einer akuten Knappheit bei Kupfererzkonzentrat, dem Basisrohstoff für die Kupferherstellung. Dazu musst Du wissen: Rohstoffpreise werden an Futuresmärkten gebildet, und die folgen ihren eigenen Gesetzen. Die Daten von der Comex, der Rohstoffbörse in Chicago, zeigen, dass vermutlich wegen dieser Sorge vor Knappheit in den letzten Monaten viel spekulatives Geld in Kupferkontrakte geflossen ist.
Es gab hier eine Diskrepanz zu den für Metalle ebenfalls wichtigen anderen Futuresmärkten in London (LME) und Shanghai (SHFE). Diese hat sich wieder verringert, die Lage an der Comex hat sich normalisiert. Auch deswegen ist der Kupferpreis zurückgekommen.
2. Die verfügbaren Daten senden zwar widersprüchliche Signale, aber es besteht aktuell keine Knappheit am Kupfermarkt. Das kann sich allerdings schnell ändern, wenn die Weltkonjunktur anzieht oder wenn es in der Minenproduktion Ausfälle gibt, was immer wieder vorkommt. Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage an den Rohstoffmärkten ist komplex.
An der SHFE in Shanghai sind die Lagerbestände bei Kupfer zuletzt gestiegen, das spricht aktuell gegen eine Knappheit. Offenbar produzieren die chinesischen Kupferschmelzen kräftig Kupfer und exportieren das auch. China ist nicht nur ein sehr wichtiger Verbraucher, sondern auch ein großer Produzent von Kupfer.
3. Kupfer hat eine zentrale Bedeutung für die Elektrifizierung, die Digitalisierung und die Transformation des Energiesektors. Auch der Ausbau der Rechenzentren zur Nutzung von KI und die verstärkten Rüstungsausgaben lassen die Nachfrage steigen.
Viele Experten sind daher mittel- und langfristig optimistisch für den Kupferpreis. Goldman Sachs rechnet mit einem Anstieg auf 12.000 US-Dollar je Tonne noch in diesem Jahr, aktuell liegt der Preis an der London Metal Exchange LME bei etwa 9.800 US-Dollar je Tonne.
Mit solchen bescheidenen Prognosen hält sich der Hedge-Fonds-Manager Andurand, früher Trader bei Goldman Sachs, aber nicht auf. Er sieht den Kupferpreis in den nächsten 4 Jahren auf 40.000 US-Dollar je Tonne steigen. Kurze Begründung: Das Angebot könne mit dem Anstieg der Nachfrage nicht Schritt halten.
Allerdings gibt es auch skeptischere Stimmen. So sehen die Experten der Commerzbank den Kupferpreis am Jahresende in etwa auf dem aktuellen Niveau. Und die International Energy Agency (IEA) geht in einer aktuellen, ausführlichen Studie davon aus, dass der Kupfermarkt sogar längerfristig gesättigt ist. Nur wenn z.B. die Anstrengungen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien deutlich verstärkt würden, dann wäre der Markt im Prognosezeitraum bis 2030 unterversorgt.
Mein Fazit
Ich rechne kurzfristig mit einer Fortsetzung der aktuellen Schwächephase am Kupfermarkt. Mittelfristig gehe ich aber davon aus, dass die Nachfrage das Angebot deutlich überschreitet. Und wie schnell es dann mit dem Preis nach oben gehen kann, haben die letzten Monate gezeigt.
Von einem steigenden Kupferpreis kann man mit Exchange Traded Commodities (ETCs) profitieren (z.B. WKN: A0KRKR). Besser geeignet sind meiner Ansicht nach die Aktien von Kupferproduzenten. Im „Lars Erichsen“-Depot, dem mittelfristig ausgerichteten Depot meines Premium-Anlagemagazins „Rendite-Spezialisten“, habe ich bereits im Februar auf die Aktie von Freeport McMoRan gesetzt, die Position liegt derzeit mit 28 Prozent im Gewinn. Im Verlauf dieses Jahres erwarte ich neue Einstiegschancen.
Mein Podcast-Tipp:
China – Finger weg oder riesige Chance?
Heute sind wir beide wahrscheinlich unter uns – also Du, der diesen Podcast jetzt gerade hörst, und ich, der ihn jetzt aufnimmt. Warum? Nun: Das Thema "China" beziehungsweise "China-Aktien" interessiert eigentlich niemanden mehr. Aber gerade daraus ergibt sich aus meiner Sicht eine Chance und deswegen bin ich auch in China-Aktien investiert. Und gerade deswegen habe ich auch die Pflicht, mir andere Standpunkte anzuhören und mich gegebenenfalls an ihnen zu messen.
In der vorletzten Woche stand ich mit Robert Halver (Baader Bank) auf einer Bühne – und er war sehr skeptisch für China. Außerdem möchte ich heute auf eine Studie eingehen, in der es eher ambivalent zugeht: Der Verfasser sieht Chancen, aber auch große Risiken, wenn wir über die chinesische Wirtschaft sprechen. Klingt unentschlossen? Nein, denn: Mein Fazit wird eindeutig ausfallen!
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Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein Lars
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