Defensive Aktien bieten mehr Stabilität im Depot...

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den letzten Wochen haben die Sorgen um die Verfassung der Weltwirtschaft zugenommen. Besonders bedenklich ist die Befürchtung, die US-Wirtschaft könnte in eine Rezession abgleiten, denn die USA sind derzeit die wichtigste Stütze der Weltkonjunktur.

Die US-Notenbank hat zwar bereits angekündigt, die Zinsen zu senken, bei der nächsten FED-Sitzung am 17./18. September dürfte es soweit sein. Aber womöglich kommen die Notenbanker zu spät, wären also „behind the curve“.

Das könnte für die Märkte zum Kipppunkt werden: Bleibt die US-Wirtschaft robust und die FED steigt in den Zinssenkungszyklus ein, dann sind das gute Rahmenbedingungen für den Aktienmarkt. Sind aber einmal die sich selbst verstärkenden Elemente eines Konjunkturabschwungs im Gange, dann käme die Zinssenkung zu spät. Das wäre schlecht für die Stimmung an den Börsen, besonders betroffen wären voraussichtlich die Aktien von Unternehmen aus konjunktursensiblen Branchen. Automobilbau, Tourismus und dauerhafte Konsumgüter zählen z.B. zu diesen Sektoren.

Unternehmen, die allerdings Güter und Dienstleistungen aus den Bereichen Gesundheit, Basiskonsum und Versorgung anbieten, sehen sich auch in einem konjunkturellen Abschwung kaum mit einer geringeren Nachfrage konfrontiert. Toilettenpapier, Medikamente oder Strom werden eben immer benötigt. Die Aktien solcher Unternehmen werden als defensiv bezeichnet.

Die weitgehende Unabhängigkeit von konjunkturbedingten Schwankungen sorgt dafür, dass sich die Einnahmen von Unternehmen aus diesen Branchen kontinuierlicher entwickeln. Nicht selten finden sich hier auch attraktive Dividenden-Aktien. Das Wachstum ist meist nicht hoch, aber die Einnahmen sind konstant. Die Unternehmen schütten daher die Gewinne zum großen Teil als Dividenden aus. Natürlich ist aber nicht jede Aktie aus den genannten Branchen gleich attraktiv, es gibt Unterschiede z.B. in der Marktposition, in der Qualität des Managements etc.

Große Konzerne mit einer starken Marktpositionierung bieten eher die Chance auf eine solide Kursentwicklung. Ich habe die Aktien von 5 US-Unternehmen ausgesucht, deren Geschäft sich auch in einem Konjunkturabschwung robust zeigen dürfte:

1. Procter&Gamble

Der Konsumgüterriese stellt Produkte des täglichen Bedarfs her und verfügt über eine Fülle an Marken, die bereits über Generationen bei den Konsumenten etabliert sind. Mit einem Börsenwert von 413 Mrd. US-Dollar zählt der Konzern zu den 15 wertvollsten US-Unternehmen. Der Gewinn wurde seit 2020 stetig gesteigert, das dürfte auch in den nächsten Jahren der Fall sein. Noch beeindruckender: Die Dividende wurde seit dem Jahr 1993 jährlich angehoben.

„Performance“ bedeutet übrigens, dass in die jeweiligen Prozentveränderungen nicht nur die Kursentwicklung eingeht, sondern auch die Dividenden-Ausschüttungen, denn schließlich machen diese einen wesentlichen Teil der Erträge für Langfrist-Anleger aus.

2. Abbott Laboratories

Abbott Laboratories ist mehr als ein Pharmakonzern, auch wenn die Herstellung von Arzneimitteln das Hauptgeschäft darstellt. Als Zulieferer der Gesundheitsindustrie ist der Konzern breit diversifiziert und liefert auch Klinik- und Laborbedarf und bietet Dienstleistungen für alle Aspekte der Gesundheitsvorsorge an.

Das Geschäft ist dadurch weniger von der Entwicklung einzelner Medikamente ("Blockbuster") abhängig als bei anderen Pharmakonzernen. 2023 konnte der auch auf die Pandemie zurückzuführende Rekordgewinn der Vorjahre zwar nicht wiederholt werden, aber für die nächsten Jahre wird wieder stetiges Gewinnwachstum erwartet.

3. Southern Company

The Southern Company ist wie der Name schon sagt vor allem in den südlichen Bundesstaaten Alabama, Georgia, Florida und Mississippi tätig und zählt zu den führenden Stromkonzernen der USA. Es wird Strom produziert, verteilt und verkauft.

Der Konzern betreibt drei Kernkraftwerke, führt aber auch Projekte mit Erneuerbaren Energien durch. Southern dominiert seine Kernmärkte in den jeweiligen Regionen und verfügt über eine starke Marktposition. Die Dividende wurde seit 2003 jährlich angehoben und seit 1980 nie gesenkt! Und das obwohl der Gewinn aufgrund unterschiedlich hoher Investitionsausgaben durchaus Schwankungen unterliegt.

4. Coca-Cola

Muss man zu dem Getränkeriesen noch viel sagen? Die Marke zählt zu den bekanntesten weltweit. Diese internationale Verbreitung macht von einzelnen Märkten unabhängig und trägt zur konstanten Geschäftsentwicklung bei. In den letzten Jahren zeigte der Trend bei Umsatz und Gewinn nach oben und den Prognosen zufolge hält diese Tendenz auch in den nächsten Jahren an. Coca-Cola zählt zweifellos zu den Dividenden-Aristokraten, seit 1989 wurde die Ausschüttung jedes Jahr erhöht.

5. The Travelers Co.

Travelers ist einer der größten Versicherungskonzerne der USA und in nahezu allen Sparten des Versicherungswesens tätig. Es werden Sach-, Haftpflicht und Unfallversicherungen an Unternehmen und Privatpersonen verkauft. International wird auch mit Bürgschaft und Haftpflichtversicherungen gehandelt, Rückversicherungen zählen ebenfalls zum Angebot.

Großschadensereignisse können zwar zeitweise den Gewinn drücken, führen dann aber in den Folgejahren zu einer Erhöhung der Prämien. Die Gewinnentwicklung lässt sich daher zwar nicht sicher prognostizieren, aber bei den Ausschüttungen weist Travelers eine hohe Konstanz auf.

Der Chartvergleich der 5 Aktien zeigt, dass deren Kurse in den letzten Wochen angezogen haben:

Mein Fazit

Defensive Aktien bieten in unsicheren Börsenphasen, besonders wenn eine Rezession droht, mehr Stabilität. Einem allgemeinen Kurseinbruch am Aktienmarkt könnten sich aber auch diese Papiere nicht entziehen. Streuung ist daher auch hier ein gutes Mittel, um das Risiko für das Gesamtdepot zu verringern.

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Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein Lars