Daimler und BMW: Anschluss verpasst?
Liebe Leser,
Deutschland ist Autoland. In der Fahrzeugbranche sind viele Menschen beschäftigt, ein großer Teil unseres Wohlstands wird dort erwirtschaftet. Nicht nur direkt, sondern auch indirekt bei Zulieferern, Dienstleistern und anderen, die von den Aufträgen der Autokonzerne abhängen.
Warum ich Ihnen das alles erzähle, das ist doch bekannt? Weil das Gespenst umgeht, Deutschland könnte gerade bei seinen Paradeprodukten auf dem Weltmarkt den Anschluss verpassen.
Denn die Zukunftstrends im Individualverkehr lauten Elektromobilität, Vernetzung und selbstfahrende Autos – und hier haben die Softwareingenieure aus dem Silicon Valley in Kalifornien die Nase vorn – das gilt keineswegs nur für Tesla, auch Google, UBER und andere investieren mächtig auf diesem Gebiet.
DAX-Rallye ohne Daimler und BMW
Die Befürchtung hier den Anschluss zu verlieren, dürfte der Hauptgrund sein, warum den deutschen Herstellern von Luxusautos, Daimler und BMW an der Börse derzeit etwas der Wind ins Gesicht bläst – obwohl sie keinen Skandal verkraften mussten wie VW.
Beide Aktien stehen gerade einmal so hoch wie Anfang 2016, während der DAX seitdem um etwa 20 Prozent zugelegt hat. Die Daimler-Aktie z.B.hat zu Jahresbeginn ein Hoch markiert und dann nachgegeben:
Die Daimler-Aktie hat sich von ihrem Tief von Mitte 2016 erholt,
liegt aber etwa 24 Prozent unter dem Kursniveau von 2015.
Kennzahlen: Daimler AG
WKN / ISIN: |
710000 / DE0007100000 |
Marktkapitalisierung: |
73,450 Mrd. EUR |
Umsatz 2017e: |
160,806 Mrd. EUR |
KGV 2017e / 2018e: |
7,7 / 7,7 |
Dividendenrendite 2017: |
4,7% |
Dabei laufen die Geschäfte hervorragend, sowohl Daimler als auch BMW konnten für das 1. Quartal 2017 überraschend gute Zahlen melden, Umsatz und Gewinn wurden kräftig gesteigert. Ein Grund dafür ist wie gesagt die Befürchtung vieler Anleger, nicht nur VW, auch Daimler und BMW hätten die Zukunftstrends verschlafen.
Aber das ist es nicht allein, zumal beide Konzerne in diesen Bereichen bereits stark investieren. Das ist zwar löblich, wird die Gewinne aber erst einmal belasten. An der Börse mag man diese Unsicherheit nicht. Denn die deutschen Auto-Aktien stehen auch wegen der Protektionismus-Drohungen der USA und einer möglichen Nachfrageschwäche in China unter Druck.
Ist BMW derzeit besser als Daimler?
Sind die deutschen Autokonzerne tatsächlich „old fashioned“, verpassen sie die Zukunft? Ich denke nicht. Sie dürfen nicht vergessen: Mit Elektroautos wird bisher kein Geld verdient. Daimler und BMW sind aber hochprofitabel und haben die Power massiv in Zukunftstechnologien zu investieren.
Tesla muss als großer Rivale in diesem sehr wettbewerbsintensiven Markt erst noch unter Beweis stellen, dass er auch Gewinne erwirtschaften kann.
Kurzfristig könnte BMW gegenüber Daimler die Nase vorn haben, denn die Münchener profitieren von zahlreichen neuen Modellen, die 2017 auf den Markt kommen. Das zeigt sich auch im Chart, die BMW-Aktie notiert in der Nähe ihres Jahreshochs:
Bei BMW läuft es hervorragend, für 2017 wird sogar ein neues Rekordergebnis
anvisiert. Die Aktie aber liegt 25 Prozent unter ihrem Hoch von 2015.
Kennzahlen: BMW AG
WKN / ISIN: |
519000 / DE0005190003 |
Marktkapitalisierung: |
58,520 Mrd. EUR |
Umsatz 2017e: |
97,594 Mrd. EUR |
KGV 2017e / 2018e: |
8,5 / 8,3 |
Dividendenrendite 2017: |
3,9% |
Fundamental sind beide Aktien ähnlich bewertet, das KGV liegt bei 7,7 bzw. 8,5. Beide Titel bieten zudem eine Dividendenrendite von um die 4 Prozent.
Mein Fazit:
Daimler und BMW bieten eine hohe Dividendenrendite. Allerdings wird sich das starke Wachstum im Automarkt voraussichtlich nicht fortsetzen, das gilt auch für die Gewinnentwicklung bei BMW und Daimler.
Die Aktien könnten daher durchaus in nächster Zeit unter Druck kommen, vor allem wenn der Aktienmarkt insgesamt korrigiert.
Auf dem aktuellen Niveau halte ich daher einen Kauf nicht für ratsam, besser ist es, Sie setzen auf eine Korrektur und steigen bei tieferen Kursen ein. Bei Daimler halte ich 65 Euro für ein interessantes Einstiegsniveau, die BMW-Aktie wäre bei einem Rückgang auf 82 Euro interessant.
Mein Tipp:
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