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Warum eine hohe Dividenden-Rendite nicht immer ein gutes Zeichen ist...
Liebe Leserin, Lieber Leser,
wie ich aus vielen Kommentaren weiß, haben viele von euch DAX-Aktien im Depot. Das muss nicht schlecht sein, schließlich gibt es ja auch gute deutsche Aktien. Allerdings solltest Du nicht den Kardinalfehler vieler Anleger begehen und deutsche Aktien im Depot generell zu hoch zu gewichten. Ein langfristig ausgerichtetes Aktien-Depot sollte international gestreut sein.
Ein starkes Argument für Investments in Aktien aus dem DAX waren in den letzten Jahren steigende Dividenden. Der langanhaltende und durch Corona jäh unterbrochene, wenn nicht beendete Aufschwung hat es vielen Unternehmen ermöglicht, die Gewinn-Ausschüttungen an die Aktionäre stetig zu steigern.
Das ist erst einmal vorbei, die Gewinn-Ausschüttungen steigen in diesem Jahr nicht mehr, die Dividenden der DAX-Unternehmen insgesamt fallen sogar auf das niedrigste Niveau seit der Finanzkrise. Aber was ist mit 2021, gibt es dann wieder höhere Dividenden? Lohnt es sich jetzt in Dividenden-Aktien zu investieren? Und welche Aktien aus dem DAX könnten unter diesem Gesichtspunkt attraktiv sein?
Besonders konjunktursensible Unternehmen reduzieren die Dividende
Mit adidas und der Deutschen Bank streichen zwei Konzerne die Dividenden-Ausschüttung in diesem Jahr komplett, bei MTU gibt es nur eine Mini-Dividende von 4 Cent, im Vorjahr waren es noch 2,85 Euro. Weitere fünf DAX-Unternehmen kürzen die Dividende teils drastisch. Bei allen handelt es sich um zyklische, also konjunktursensible Werte, nämlich BMW, Daimler, Continental, Covestro und HeidelbergCement.
Auf den ersten Blick mag es allerdings überraschen, dass 14 DAX-Unternehmen trotz der Rezession die Dividende 2020 erhöhen. Der Grund: Eigentlich werden die Dividenden für das zurückliegende Geschäftsjahr gezahlt, also 2019. Da lief es für viele DAX-Konzerne noch gut.
Trotzdem kann es aber sinnvoll sein, 2020 eine Ausnahme zu machen und die Ausschüttung trotzdem zu reduzieren. Zum einen kommt es nicht gut an, wenn Unternehmen, die von Staatshilfen profitieren, Dividenden zahlen. Viele DAX-Unternehmen reagieren auch mit Kostensenkungen und einem Beschäftigungsabbau auf die Krise. Da wären den Mitarbeitern und erst recht den Gewerkschaften Dividenden-Erhöhungen kaum zu vermitteln.
Zum anderen reduziert die Ausschüttung von Dividenden direkt die Liquidität – und die wird derzeit dringend benötigt. Schließlich bleibt die Pandemie unberechenbar, da ist es gut, Cash-Reserven im Unternehmen zu halten.
BASF: DAX-Dividendenstar mit Makel
Von den 14 DAX-Unternehmen, die auch 2020 die Dividende anheben, stammen fast alle aus Branchen, die weniger stark von der Corona-Krise betroffen sind, wie Versicherungen (Allianz und Münchener Rück), Versorger (E.ON und RWE), Immobilien (Vonovia und Deutsche Wohnen) und Medizin (Fresenius, FMC, Merck).
Ausnahmen sind der Chemie-Konzern BASF und Siemens. Siemens scheint bisher gut durch die Krise zu kommen und könnte daher die Dividende im nächsten Jahr konstant halten. Das ist bei BASF unwahrscheinlich. Die Aktien-Analysten prognostizieren im Durchschnitt derzeit eine Kürzung der Dividende im nächsten Jahr um etwa zehn Prozent.
Die Aktie hat sich zwar vom Einbruch im März wieder erholt, ist aber im Gegensatz zum DAX noch weit vom Kursniveau zu Jahresbeginn entfernt:
Trotzdem wäre BASF dann mit einer Dividenden-Rendite von 5,6 Prozent der Dividenden-Star im DAX. Diese Zahl solltest Du aber mit Vorsicht genießen: Die Höhe der Dividenden-Rendite spricht eher dafür, dass viele Marktteilnehmer von einer stärkeren Dividenden-Kürzung ausgehen. Wie es dann wirklich kommt, wird letztlich vom weiteren Verlauf der Krise abhängen.
Ein Investment in die BASF-Aktie ist damit eine Spekulation auf eine rasche Erholung der Weltkonjunktur. Bei Siemens liegt der Fall etwas anders: Das Unternehmen hat sich auf Zukunftsbereiche fokussiert, die auch wachsen dürften, wenn die Krise anhält.
Ranking der DAX-Unternehmen nach der Dividendenrendite* |
BASF |
5,6% |
Deutsche Börse |
2,1% |
Allianz |
5,3% |
Fresenius |
2,1% |
Bayer |
5,0% |
Henkel Vz. |
2,0% |
E.ON |
4,8% |
Volkswagen Vz. |
1,7% |
Münchener Rück |
4,0% |
FMC |
1,7% |
Deutsche Telekom |
4,0% |
Linde plc |
1,5% |
Siemens |
3,3% |
SAP |
1,2% |
Deutsche Post |
3,1% |
Infineon |
1,1% |
HeidelbergCement |
3,0% |
Merck KGaA |
1,1% |
Vonovia |
2,8% |
MTU Aero Engines |
0,9% |
Covestro |
2,7% |
Beiersdorf |
0,7% |
RWE |
2,7% |
adidas |
0,6% |
Deutsche Wohnen |
2,4% |
Daimler |
0,2% |
BMW |
2,1% |
Deutsche Bank |
0,1% |
Continental |
2,1% |
Delivery Hero |
0,0% |
* Auf Basis der Dividenden, die 2021 aktuellen Prognosen zufolge ausgeschüttet werden. |
Sind die Prognosen insgesamt zu optimistisch?
Nicht nur bei BASF, die Prognosen für die Ausschüttung im Jahr 2021 insgesamt könnten (noch) zu optimistisch sein. Bisher erwarten die Aktien-Analysten im Durchschnitt nur bei den Unternehmen aus der Auto-Branche (BMW, Daimler, VW und Continental) weitere deutliche Dividenden-Senkungen.
Ob auch die Dividenden-Prognosen für weitere Unternehmen abgesenkt werden, hängt vom weiteren Verlauf der Corona-Krise ab. Immerhin acht DAX-Konzerne werden über die Krise hinweg, sprich in diesem Jahr und 2021 die Dividenden anheben, wenn die aktuellen Prognosen zutreffen, nämlich die Immobilien-Unternehmen Vonovia und Deutsche Wohnen, die Versorger E.ON und RWE, die Deutsche Börse, Linde, Merck und SAP.
Allerdings zählt von diesen acht nur E.ON mit einer Dividenden-Rendite 4,8 Prozent zu den Dividenden-Stars im DAX. Doch auch E.ON bekommt die Wirtschaftsschwäche zu spüren, so dass die Dividenden-Erhöhung im nächsten Jahr nicht als gesichert gelten kann.
Mein Fazit
Wer langfristige Dividendenbringer im DAX sucht, ist aus meiner Sicht bei der Münchener Rück, Allianz, E.ON und eventuell auch der Telekom gut aufgehoben. Die Deutsche Börse, RWE, Vonovia und die Deutsche Wohnen bieten zwar aktuell etwas niedrigere Renditen (unter drei Prozent), sind aber angesichts ihres von Konjunkturschwankungen relativ unabhängigen Geschäfts auch solide Dividenden-Zahler.
Wer auf konjunktursensible Aktien wie BASF, Siemens, Deutsche Post, HeidelbergCement und Covestro setzt, spekuliert auf eine rasche Konjunkturerholung von der Corona-Krise. Bei der aktuell wieder unter Druck stehenden Bayer-Aktie kommt noch die anhaltende Unsicherheit wegen der Rechtsstreitigkeiten in den USA hinzu.
Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein
Lars Erichsen
Chefredakteur Rendite-Report
www.rendite-report.de |
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