Turbulenzen am Rohstoff-Markt!
Liebe Leserin, lieber Leser,
fast 3.000 Teilnehmer waren am vergangenen Donnerstag (03.03.) LIVE dabei – bei meinem Online-Seminar mit Sebastian Hell. Ich danke Euch ganz herzlich, der Zoom-Raum war fast bis auf den letzten Platz gefüllt!
Falls Du nicht live dabei warst, kannst Du Dir hier die Aufzeichnung nochmal ansehen...
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Die Turbulenzen an den Märkten haben in den letzten Tagen extreme Ausmaße angenommen. An den Aktien-Märkten ging es stark nach unten, gefragt waren dafür sichere Anlagehäfen wie Gold und der Schweizer Franken. Der Gold-Preis ist in Euro gerechnet auf ein neues Allzeithoch gestiegen, in US-Dollar ist Gold nicht mehr weit von der im August 2020 markierten Bestmarke bei 2.063 US-Dollar je Unze entfernt:
Bei Staatsanleihen gibt es gegensätzliche Einflüsse auf die Notierungen. Zwar gelten z.B. deutsche Bundesanleihen ebenfalls als sicherer Anlagehafen, aber die stark gestiegenen Inflationserwartungen setzen die Notierungen auch unter Druck. Denn eine höhere Inflation in der Zukunft bedeutet höhere nominale Renditen – und die gehen einher mit niedrigeren Kursen.
Die Inflationssorgen nehmen zu...
Das verdeutlicht auch, worauf der Fokus aus weltwirtschaftlicher Sicht vor allem liegt: Auf den Verwerfungen am Rohstoff-Markt, den teils extrem gestiegenen Preisen und den langfristigen Auswirkungen auf Inflation und Wachstum. Die Furcht vor einer Rezession macht die Runde.
Im Blickpunkt stehen dabei vor allem Öl und Gas. Die beiden Energie-Rohstoffe haben die größten Auswirkungen auf Unternehmen und auch auf die privaten Haushalte. Der von den USA ins Spiel gebrachte Import-Stopp auf russisches Öl ließ den Öl-Preis weiter nach oben schießen, zeitweise notierte der Brent-Öl-Future bei über 130 US-Dollar. Die Tagessschwankungen sind allerdings extrem. Und jetzt droht Russland auch noch mit einem Stopp der Gas-Lieferungen, das wird die Turbulenzen verstärken.
Rohstoff-Markt außer Rand und Band
Allerdings betreffen die Verwerfungen am Rohstoff-Markt auch andere Rohstoffe, die weniger im Blickpunkt stehen, wie z.B. Palladium und Nickel. Bei beiden Metallen ist Russland ein wichtiger Lieferant. Besonders extrem ist der Preisanstieg bei Nickel, das Industrie-Metall wird u.a. für Batterien benötigt. Der Nickel-Future explodierte in den letzten Tagen regelrecht, seit Anfang März gab es eine Verdreifachung!
Das allerdings hat Markt-Experten zufolge nicht nur etwas mit der faktischen Knappheit zu tun, sondern mit einem "short squezze" am Futures-Markt. Offenbar waren viele Händler in diesem engen Markt short positioniert und mussten die Positionen nun auflösen, und zwar um jeden Preis.
Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Rohstoff-Markt eigenen Gesetzen folgt, es gibt viele Einflüsse auf die Preise und nicht selten gibt es auch wegen der relativen Marktenge eine hohe Volatilität und starke Preissprünge.
Dabei sind Nickel, Palladium und andere Metalle sowie die produzierenden russischen Unternehmen bisher nicht direkt von den Sanktionen betroffen. Allerdings wird es praktisch immer schwieriger, Rohstoffe aus Russland ins Ausland zu verkaufen.
Denn viele Rohstoff-Händler schrecken auch wegen der unsicheren Rechtslage vor dem Kauf zurück. Zudem verweigern Banken die Finanzierung der Geschäfte und Versicherer verlangen sehr hohe Prämien oder halten sich ganz zurück. Auch der Schiffsverkehr ist bereits eingeschränkt. Zudem führen direkt mit dem Krieg verbundene Logistik- und Frachtprobleme zu Einschränkungen.
Russland kann sein Palladium kaum noch verkaufen
Beispiel Palladium, bei dem 38 Prozent der weltweiten Produktion aus Russland stammen: Das vor allem in Katalysatoren zum Einsatz kommende Edelmetall wird üblicherweise in Passagier-Flugzeugen mit transportiert. Auf dem Höhepunkt der Pandemie ist man auf Fracht-Flugzeuge ausgewichen.
Doch auch das ist jetzt nicht mehr möglich. Vermutlich werden andere Wege gefunden, eventuell über China, aber das wird dauern. Das bereits zuvor vorhandene Angebots-Defizit wird sich verstärken. Der Preis für Palladium ist daher nach oben geschossen und hat erstmals überhaupt die Marke von 3.000 US-Dollar je Unze überschritten.
Das trifft vor allem die Auto-Industrie und kann dort zu weiteren Lieferproblemen führen und die Preise nach oben treiben. Denn 80 Prozent des weltweit verbrauchten Palladiums werden in Auto-Katalysatoren eingebaut, vornehmlich in Benzin-Motoren. Das sorgte jahrelang für einen Nachfrage-Boom, denn wegen ständig steigender Anforderungen an die Abgas-Reinigung stieg weltweit auch der Bedarf an Palladium.
Aufgrund des relativ hohen Palladium-Preises gibt es aber bereits seit längerem Bemühungen, den Einsatz des Metalls zu reduzieren oder zu ersetzen, z.B. durch Platin. Platin und Palladium gelten als Schwestermetalle, weil sie ähnliche chemische Eigenschaften aufweisen und beide in Katalysatoren Anwendung finden. Eine Unze Platin ist derzeit aber für wenig mehr als ein Drittel des Wertes einer Unze Palladium zu haben.
Der nach oben geschossene Palladium-Preis und die starke Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland dürften die Tendenz verstärken, den Bedarf an diesem Edelmetall zu reduzieren oder es zu ersetzen. Die Spekulation darüber dürfte ein Grund dafür sein, dass auch der Platin-Preis in den letzten Tagen deutlich angezogen hat.
Platin mit Nachholbedarf?
Langfristig ist Platin auch deshalb spannend, weil es für Brennstoffzellen benötigt wird. Die Prognosen darüber, wie groß der Platin-Bedarf wegen der Verbreitung dieser Technologie sein wird, gehen aber weit auseinander.
Kurzfristig könnte es sein, dass der noch bis vor wenigen Monaten erwartete Angebotsüberschuss am Platin-Markt sich in ein Defizit verwandelt. Weniger weil Palladium so schnell ersetzt werden könnte, sondern weil das Anlegerinteresse an Platin zunimmt. Die stark schwankende Nachfrage nach Platin-ETFs war in den letzten Jahren immer wieder das Zünglein an der Preiswaage. Platin kann daher gegenüber Palladium aufholen.
Mein Fazit
Kurzfristig orientierte Anleger sollten am Rohstoff-Markt nur spekulieren, wenn sie bereits Erfahrung besitzen. Aber selbst Profis bleiben derzeit diesem Markt oftmals lieber fern, die Volatilität ist zu hoch. Palladium z.B. zeigt derzeit Tagesschwankungen von 10 Prozent und mehr.
Als langfristig orientierter Anleger solltest Du bei Palladium bedenken, dass die Nachfrage nach dem Metall in Zukunft sinken könnte. Kurzfristig kann die Rallye allerdings durchaus anhalten, je nach Nachrichtenlage und in Abhängigkeit davon, ob spekulative Anleger auf den Zug aufspringen.
Platin ist meiner Ansicht nach langfristig aussichtsreicher, wegen der Möglichkeit Palladium zu ersetzen und der steigenden Nachfrage für Brennstoffzellen. Aber auch hier solltest Du nicht vergessen, dass auch das Angebot steigen kann und es in diesem Markt immer wieder auch Rücksetzer gibt.
Grundsätzlich sehe ich das so: Platin ist als Beimischung in einem breiteren Edelmetall-Depot interessant, wegen der starken Preisschwankungen, sowie wegen der großen Bedeutung der Nachfrage aus der Industrie sind aber weder Platin noch Palladium aus meiner Sicht ein adäquater Ersatz für Gold oder Silber.
Mein Podcast-Tipp:
Investments –
Das ändert sich durch die Krise!
Diese Krise in der Ukraine, oder nennen wir die Geschehnisse beim Namen, dieser Krieg verstärkt einige bestehende Trends in der Geldanlage und schafft einige Neue. Ich gebe Dir einen kurzen, groben Überblick.
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