Der beste deutsche Aktien-Index für Anleger?
Liebe Leserin, lieber Leser,
sicher hast Du es mitbekommen, es ging ja durch alle Medien: Der DAX wird von 30 auf 40 Index-Mitglieder aufgestockt, umgesetzt werden die Änderungen am 20. September. Der erst 2018 auf 60 Werte erweiterte MDAX schrumpft dadurch wieder auf 50 Mitglieder. Aber wie wichtig ist diese Änderung überhaupt?
Um es gleich mal vorauszuschicken: Bei Index-Produkten, die sich auf den DAX beziehen, wie z.B. ETFs, ändert sich nichts. Der DAX wird kontinuierlich weiterberechnet, ab dem 20. September dann eben mit den neuen Mitgliedern, das Gewicht der bisherigen Aktien wird entsprechend reduziert. Wer nicht in einem Index-Produkt auf den DAX investiert ist, für den ändert sich sowieso wenig.
Auch für den DAX als Index sind die Folgen überschaubar, denn die 10 neuen Mitglieder werden zusammen nur ein Gewicht von etwa 13 Prozent haben. Allein die beiden bisherigen Schwergewichte Linde und SAP kommen zusammen auf mehr als 21 Prozent. Die größten Aktien im Index, zu denen auch Siemens und die Allianz zählen, werden auch künftig die Richtung im DAX vorgeben.
Airbus vom Stand weg auf Platz 5 im DAX
Einzig Airbus kann sich als Aufsteiger im neuen DAX-40 ganz nach vorne schieben, nach Marktkapitalisierung liegt der Flugzeugbauer auf Rang 5, direkt nach den vier genannten bisherigen DAX-Schwergewichten und noch vor Index-Urgesteinen wie Deutsche Telekom, BASF und Daimler.
Dass Airbus erst jetzt in den DAX aufsteigt, liegt daran, dass die Aktie vor allem an der Börse in Paris gehandelt wird. Der Börsenumsatz spielt aber zukünftig für das Ranking keine Rolle mehr, über die Rangfolge entscheidet allein die Marktkapitalisierung.
Reaktion auf den Wirecard-Skandal
Dazu vielleicht nochmal ein kleiner Rückblick: Die Deutsche Börse zieht mit der Umstellung als Index-Anbieter auch die Konsequenzen aus dem Wirecard-Skandal. Neben der Neuaufnahme von 10 weiteren Aktien ändern sich daher auch einige Regeln.
Wer seinen Quartals- oder Jahresbericht nicht pünktlich vorlegt, bekommt eine Gnadenfrist von 30 Tagen, ehe der Rauswurf aus dem DAX per „Fast Exit“ folgt. Langwierige Hängepartien wie bei Wirecard sollen so vermieden werden. Auch die Auswahl-Kriterien ändern sich. So spielt wie gesagt der Handelsumsatz künftig keine Rolle mehr, nur eine Mindestliquidität ist für eine DAX-Aufnahme notwendig.
Neu ist die Gewinnverpflichtung für DAX-Kandidaten in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren. Diese Regelung ist als Reaktion auf die Delivery-Hero-Aufnahme zu sehen. Gute Nachricht für den Essens-Lieferanten, der trotz steigendem Umsatz seinen Verlust im 1. Halbjahr verdoppelt hat: Die neue Regelung gilt nicht rückwirkend.
Ich halte es aber nicht für sinnvoll, noch nicht profitable, schnell wachsende Unternehmen von einer DAX-Aufnahme grundsätzlich auszuschließen. Die Aktien solcher Unternehmen werden nicht selten zu Highflyern.
Mehr Internet und mehr Medizin im DAX
Die Aufstockung selbst hat nicht direkt etwas mit dem Wirecard-Skandal zu tun, die Deutsche Börse reagiert damit auf Kritik, dass der DAX die Unternehmensstruktur in Deutschland nicht gut widerspiegelt.
Tatsächlich ist der DAX weltweit einer der kleinsten als Benchmark geltenden Indizes, zumal unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands. Eines ist sicher: Durch die Umstellung wird der Index heterogener, auch wenn die neuen Index-Mitglieder abgesehen von Airbus (Platz 5 im Ranking der Deutschen Börse zum Stichtag am 31. August) kein hohes Gewicht haben. Mit Zalando (Rankingplatz 23) und HelloFresh (26) wird die auch in Deutschland aufstrebende Internet-Branche stärker vertreten.
Dazu kommen aus dem Gesundheits-Sektor Siemens Healthineers (25), das Labortechnik-Unternehmen Sartorius (29) und der Biotechnik-Zulieferer Qiagen (40). Mit dem Duftstoff-Hersteller Symrise (27) zählt ein Unternehmen mit einer weltweit starken Marktposition in einer wachstumsintensiven Nische zu den Aufsteigern.
Der Chemikalien-Händler Brenntag (32) und die Porsche Holding (31) sind eher dem traditionellen Industrie-Sektor zuzuordnen, genauso wie Airbus. Mit Puma (38) steigt schließlich auch der direkte adidas-Konkurrent in die höchste deutsche Aktienklasse auf.
Der MDAX verliert an Bedeutung
Insgesamt sind die Folgen für den MDAX gravierender als für den DAX, denn die zweite deutsche Börsenliga verliert ihre 10 wichtigsten Aktien. Das dürfte sich negativ auf das Interesse professioneller Anleger auswirken, denn diese müssen sich bei ihren Investment-Entscheidungen auch am Börsenwert orientieren.
Langfristig muss das aber für die Index-Entwicklung nicht negativ sein. So können sich andere wachstumsstarke Unternehmen in den Vordergrund schieben. Das bleibt aber abzuwarten. Kurzfristig verliert der MDAX jedenfalls erst einmal mit Airbus, Sartorius, Siemens Healthineers, Brenntag, Zalando und HelloFresh einige der Outperformer der letzten Monate. Nur die Aufsteiger Qiagen und Symrise entwickelten sich in den letzten 12 Monaten schwächer als der MDAX.
Auf Sicht der letzten 3 Jahre entwickelten sich bis auf Airbus sogar ALLE Aufsteiger besser als der DAX oder der MDAX. Das unterstreicht nochmals, dass die Änderungen vor allem zu Lasten des MDAX gehen. Die neuen Schwergewichte im MDAX, nämlich Beiersdorf, LEG Immobilien und Hannover Rück zählten dagegen in den letzten 3 Jahren nicht zu den Outperformern.
Der DAX ist nur ein Indikator
Der DAX gilt als Benchmark für den deutschen Aktien-Markt, das heißt, seine Kursentwicklung wird als repräsentativ für den gesamten deutschen Aktien-Markt herangezogen, z.B. in Börsenberichten. Ähnlich wie der Dow Jones Industrial oder der S&P 500 für den US-Aktienmarkt, der CAC-40 für den französischen Aktien-Markt oder der Nikkei 225 Index für die Börse Tokio.
Repräsentativ ist der DAX aber nur bedingt, denn es gibt in Deutschland viel mehr Aktien als die im DAX enthaltenen Werte. Wer in den letzten 5 oder auch 10 Jahren am deutschen Aktien-Markt investiert sein wollte, für den waren die "kleinen Brüder" des DAX, nämlich MDAX, SDAX oder TecDAX die bessere Wahl:
Das könnte auch in Zukunft so bleiben. Allerdings würde ich nach dem Aderlass des MDAX den Blick in Zukunft eher auf den SDAX und den TecDAX richten.
Mein Fazit
Der neue DAX mit 40 Mitgliedern ist sicherlich keine Verschlechterung gegenüber dem Status Quo, allerdings auch kein großer Wurf. Viel wird sich nicht ändern, das zeigen die Modellrechnungen der Analysten, die einen DAX-40 rückgerechnet und mit dem DAX-30 verglichen haben. Größer sind die Veränderungen für den MDAX, der an Bedeutung verliert. Mit deutschen Aktien aus der zweiten Reihe sind Anleger in den letzten Jahren besser gefahren, das dürfte so bleiben.
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