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China und Russland sind derzeit entscheidend für den Ölmarkt...
Die Ansichten über die weitere Entwicklung am Ölmarkt gehen teils deutlich auseinander. Dabei sind die Bedingungen dafür, dass der Ölpreis in diesem Jahr noch deutlich steigt, nicht schlecht, jedenfalls auf den ersten Blick. So hat China die Null-Covid-Politik beendet, die Konjunktur zieht wieder deutlich an. Das lässt den Energiebedarf des weltweit größten Abnehmers von Erdöl kräftig steigen.
Gleichzeitig haben die westlichen Länder, allen voran die EU die Sanktionen auf Ölimporte aus Russland verstärkt. Das sollte das weltweite Angebot drücken, denn Russland zählt zu den größten Ölexporteuren. Die Preisentwicklung bei Rohöl spiegelt allerdings derzeit nicht unbedingt die Erwartung eines zunehmend angespannten Marktes wider.
Der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent steht mit etwa 85 US-Dollar kaum höher als im Herbst 2021, also vor Beginn des Ukraine-Kriegs. Anfang 2022 ist die Notierung nach oben geschossen, hat sich aber anschließend wieder nach und nach zurückgebildet. Seit Herbst 2022 gibt es mehr oder weniger eine Seitwärtsbewegung:
Widersprüchliches aus China
Doch warum reagiert der Ölpreis nicht stärker auf die Öffnung in China? Die zuletzt veröffentlichten, als Konjunkturbarometer geltenden Einkaufsmanagerindizes unterstrichen jedenfalls die Annahme einer sich rasch erholenden chinesischen Wirtschaft. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe schoss nicht nur unerwartet stark nach oben, er erreichte sogar das höchste Niveau seit mehr als 10 Jahren! Auch der entsprechende Index für den Dienstleistungssektor kletterte stark und erreichte den höchsten Stand seit März 2021.
Das dürfte die Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrer Prognose bestätigt haben, dass der Ölbedarf Chinas im Durchschnitt des Jahres 2023 auf 900.000 Barrel pro Tag steigen wird, was fast der Hälfte der erwarteten Zunahme der globalen Ölnachfrage entspräche. Das muss man allerdings vor dem Hintergrund sehen, dass Chinas Ölimporte 2 Jahre in Folge gefallen sind.
Doch andere Daten aus China bestätigen den Optimismus hinsichtlich eines hohen Tempos der Konjunkturerholung bisher nicht. So fielen die Zahlen zum Außenhandel im Januar und Februar schwächer aus als erwartet, der Import von Rohöl war sogar um 1,3 Prozent niedriger als in der Vorjahresperiode. Auch die Regierung in Peking zeigt sich eher skeptisch.
Beim derzeit stattfindenden Nationalen Volkskongress wurde für 2023 ein Wachstum des BIPs von um die 5 Prozent prognostiziert. Das ist nicht nur relativ niedrig für chinesische Verhältnisse, die meisten Experten hatten auch mit mehr Optimismus gerechnet. Ich denke allerdings auch, dass die skeptische Haltung durchaus angebracht ist. Der steile Anstieg der Einkaufsmanagerindizes in China dürfte die tatsächliche Lage überzeichnen und stark von Erleichterung nach dem langen politischen Stillstand und dem Ende der Unsicherheit getragen sein.
Auch wenn das Tempo unklar ist: Natürlich zieht die Konjunktur an, nicht zuletzt holen die Chinesen nach, was ihnen in den letzten Jahren nicht oder kaum möglich war, wie z.B. das Reisen – sofern sie finanziell dazu in der Lage sind. Das erhöht auch die Nachfrage nach Treibstoffen. Auf der anderen Seite haben die harten Covid-Restriktionen große strukturelle Schäden in der Wirtschaft hinterlassen und die Industriekonjunktur in anderen Teilen der Welt, namentlich den USA und Europa schwächelt derzeit. Das dämpft die Nachfrage nach chinesischen Produkten.
Russlands Ölimporte sinken (bisher) nicht
Und was ist mit dem Angebot auf dem Ölmarkt? Hier hat sich die Erwartung einer Verknappung wegen der Sanktionen bislang kaum erfüllt. Die Ölimporte Russlands in die EU sind zwar fast auf null gesunken, die gesamten Ölexporte sind zuletzt allerdings sogar auf den höchsten Stand seit einem Jahr gestiegen. Die Exporte gehen jetzt vor allen nach Asien, allerdings mit kräftigen Preisabschlägen. So kostet russisches Öl der Sorte Ural weniger als 47 US-Dollar je Barrel.
Die Preisabschläge und die höheren Kosten ließen die Einnahmen aus dem Verkauf aus Öl und Gas im Jahresvergleich um fast die Hälfte einbrechen. Wohl nicht zuletzt deswegen hat die russische Regierung angekündigt die Produktion im März um 500.000 Barrel pro Tag zu senken. Wie es ab April weitergeht, hängt von der Entwicklung bei Preis und Nachfrage ab.
Ähnlich sieht es bei Diesel aus: Die Dieselexporte aus russischen Häfen haben im Februar zwar neue Rekordwerte erreicht, es mehren sich aber die Zeichen eines Rückgangs. Russischer Diesel wird ebenfalls mit hohem Preisabschlag vor allem nach Südamerika, Südostasien und Nordafrika verkauft. Viele Tanker werden offenbar ohne konkreten Auftrag losgeschickt. Laut den Rohstoff-Experten von Kpler liegen 3,2 Mio. Barrel Diesel in russischen Tankschiffen für mehr als 7 Tage vor irgendwelchen Küsten. Das sind praktisch schwimmende Lager.
Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Öl- und Dieselexporte Russlands deutlich sinken. Auch die IEA erwartet, dass Russlands Ölproduktion 2023 um rund 1 Mio. Barrel pro Tag unter dem Niveau von vor dem Krieg liegen wird. Doch bislang erwiesen sich die Prognosen einer stark sinkenden Produktion als übertrieben. Es bleibt abzuwarten. ob es diesmal anders kommt.
Die OPEC kürzt das Angebot
Sollte Russland weniger Öl liefern, dann werden die OPEC-Länder das nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Die OPEC+ (also einschließlich Russlands) hat im Herbst eine Produktionskürzung um 2 Mio. Barrel pro Tag beschlossen, die bis Ende 2023 gelten soll. Faktische Kürzungen sind deswegen aber nicht zu erwarten, denn tatsächlich liegt die Produktion schon jetzt unter dem vereinbarten Ziel. Eine Ausweitung scheint aber ebenfalls sehr unwahrscheinlich.
Das gilt übrigens auch für die Nicht-OPEC-Länder. Die USA, Brasilien, Kanada und Guayana produzieren bereits allesamt Rekordmengen, deutliche Ausweitungen sind da schwierig. Die Energiebehörde der USA meldete sogar zuletzt eine rückläufige Bohraktivität beim Schieferöl, die Zahl der Ölbohrungen ist auf den tiefsten Stand seit September 2022 gefallen.
Tatsächlich korrespondiert die Preisentwicklung bei Rohöl mit der Entwicklung der Lagerbestände. Befanden sich diese vor einem Jahr noch auf sehr niedrigen Niveaus, hat sich das inzwischen deutlich entspannt. Die kommerziellen, also nicht staatlichen Vorräte der OECD-Länder liegen nur noch wenig unter dem 5-Jahres-Durchschnitt.
Die derzeit gute Versorgung am Ölmarkt hat allerdings auch mit der Freigabe strategischer Ölreserven der Industrieländer in Reaktion auf den Ukraine-Krieg und den stark nach oben geschossenen Ölpreis im Frühjahr 2022 zu tun. Die USA haben ihre Notfallreserven z.B. auf den tiefsten Stand seit 40 Jahren fallen lassen.
Wie geht es weiter?
Aktuell scheint der Ölmarkt gut versorgt, trotz einer langsam anziehenden Nachfrage aus China. Das sieht auch die IEA so, die im 1. Quartal ein Überangebot am Ölmarkt feststellt und für das 2. Quartal einen ausgeglichenen Markt annimmt. Den Experten zufolge soll sich das aber in der 2. Jahreshälfte eklatant ändern. Dann erwartet die IEA ein beträchtliches Angebotsdefizit von 2 Mio. Barrel pro Tag.
Allerdings liegen die Experten häufig daneben, der Markt ist komplex und die den Prognosen zugrundeliegenden Annahmen treten oftmals nicht ein. So erwartet die IEA in der 2. Jahreshälfte einen starken Anstieg der Ölnachfrage. Doch sollte die Konjunkturerholung in China schwächer ausfallen als gedacht und/oder die US-Wirtschaft in eine Rezession rutschen, dann ist die Prognose Makulatur. Das Ölangebot muss zudem nicht wie angenommen stagnieren, Russland könnte z.B. seine Exporte wieder erhöhen, wenn das Land mehr Einnahmen benötigt.
Mein Fazit
China wird mehr Öl importieren, das ist klar, unklar ist nur der Umfang. Ebenfalls für Unsicherheit in Bezug auf die Ölnachfrage sorgt die Konjunkturentwicklung in den USA und in Europa. Doch unter dem Strich gehe ich von einer deutlich steigenden Nachfrage aus. Das Angebot kann da nicht mithalten, es wird eher stagnieren. Auch weil die OPEC-Staaten und Russland gerne einen höheren Ölpreis hätten.
Sollte der Ölpreis wieder steigen, würde das auch den Aktien der Ölkonzerne Auftrieb geben. Ähnlich wie der Ölpreis tendieren diese seit Herbst 2022 unter dem Strich seitwärts. Im mittelfristig ausgerichteten „Lars Erichsen“-Depot meines Premium-Anlagemagazins „Rendite-Spezialisten“ werde ich entsprechende Chancen in diesem Markt nutzen, so wie das auch in den letzten Jahren erfolgreich gelungen ist.
Meine Empfehlung
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Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein
Lars Erichsen
Chefredakteur Rendite-Report
www.rendite-report.de
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