Platin ist im Vergleich zu Palladium so günstig wie noch nie...
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Palladium legte in den letzten Jahren eine beeindruckende Rallye an den Tag und markierte auch im neuen Jahr bereits wieder ein Allzeithoch. Seit Anfang 2016 stieg der Preis je Unze um 260%. Besonders seit Mitte 2018 hat die Rallye nochmals einen Schub erhalten.
Damit wurden auch Gold (+45%) und Silber (+31%) in den letzten vier Jahren deutlich ausgestochen. Der Preis je Unze beim Schwestermetall Platin hat sich sogar seit Anfang 2016 unter dem Strich kaum verändert (+8%).
Das ist durchaus überraschend, denn Platin und Palladium sind eng verwandt, jedenfalls was die chemischen Eigenschaften und damit auch die Einsatzmöglichkeiten in der Industrie betrifft.
Trotzdem ist Palladium so teuer wie noch nie, während Platin weit unter seinem Durchschnittspreis der letzten zehn Jahre zu haben ist. Eine Unze Palladium ist mehr wert als zwei Unzen Platin, das gab es noch nie.
Kann Platin das teurere Palladium ersetzen?
Eine Erklärung dafür ist: Platin wird vor allem in Diesel-Katalysatoren eingesetzt, Palladium dagegen in Benzin-Motoren. Etwa 40% der Platin-Nachfrage entfallen auf die Auto-Industrie. Während der Diesel-Antrieb aber in einer Krise steckt, nimmt die Nachfrage nach Palladium sogar zu, weil mit steigenden Umweltstandards die Anforderungen an Katalysatoren wachsen.
Seit dem Tief im August 2018 konnte sich der Platin-Preis allerdings wieder deutlich erholen. Deutet sich damit an, dass das teure Palladium (2.045 US-Dollar je Unze) mehr und mehr durch das günstigere Platin (959 US-Dollar je Unze) ersetzt wird?
Technisch ist das jedenfalls durchaus möglich und manche Experten erwarten das daher schon länger. Schaut man sich die Marktdaten des Branchenverbandes World Platinum Investment Council an, dann wurde der Preis 2019 allerdings eher durch die Spekulation von Finanzinvestoren nach oben getrieben als durch vermehrte Nachfrage aus der Industrie.
Die Nachfrage nach Platin-ETFs steigt 2019 auf ein Rekordhoch
So gab es bei den mit physischem Platin hinterlegten ETFs (bzw. ETCs) einen Rekordzufluss im Wert von etwa 1,2 Millionen Unzen, noch 2018 war hier nur ein mageres Plus von 15 Tsd. Unzen zu verzeichnen.
2020 wird sich diese Entwicklung aber voraussichtlich nicht fortsetzen, davon gehen jedenfalls die Experten des WPIC aus. Auch wird es noch nicht zu einer umfangreichen Substitution von Palladium durch Platin kommen, damit ist erst ab 2021 zu rechnen.
Die Platin-Produktion ist 2019 leicht um 2% gestiegen, 2020 erwartet das WPIC wieder einen Rückgang um 2%. 77% des Angebots stammen aus der Minenproduktion, der Rest aus Recycling.
Südafrika ist mit einem Anteil von 73% der wichtigste Produzent von Platin. Streiks der Minenarbeiter oder andere Entwicklungen in dem Land haben daher Einfluss auf den Platin-Preis weltweit und führen immer wieder zu Preissprüngen.
Mein Fazit
Vor allem zwei Faktoren sprechen langfristig für einen Preisanstieg bei Platin:
1. Die Nachfrage der Industrie wird wegen des weltweit steigenden Bedarfs an Katalysatoren und der Substitution von Palladium durch Platin steigen.
2. Platin wird immer beliebter bei ETF-Anlegern. Allerdings schwankt die Nachfrage der Finanzinvestoren (ETFs und Barren & Münzen) bislang stark.
Kurzfristig würde der Platin-Preis zudem von einer Konjunkturerholung profitieren. Charttechnisch könnte man aber erst bei einem Bruch des Widerstands bei 1.020/1.040 US-Dollar von einer langfristigen Wende nach oben sprechen.
Der Platin-Preis ist ebenso wie der von Palladium stark von der Nachfrage der Industrie abhängig. Beide Platin-Metalle sind daher aus meiner Sicht kein guter Ersatz für Gold, wenn es um den Schutz vor Krisen geht, sondern eignen sich eher für spekulative Anleger. |