Aktien-Anlage: Immer auf die Gewinner setzen?
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Rendite-Report vom 5. Januar 2022


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Welche Unternehmen liegen in Zukunft an der Spitze?

Liebe Leserin, lieber Leser,


wer an der Börse investiert, der möchte gerne auf die Gewinner von morgen und auf die Marktführer setzen. Was sind in 5 Jahren die wertvollsten Unternehmen der Welt? Schon seit Jahren wird die Liste der Top 10 dominiert von US-Aktien und ganz an der Spitze stehen die Global Player aus den Branchen Technologie und Internet wie Apple, Microsoft, Alphabet (Google), Amazon und Meta (Facebook).

 

Es ist schwer zu glauben, dass diese 5 Aktien nicht auch in 5 oder 10 Jahren bei der Börsenbewertung ganz vorne stehen. Denn schließlich sind die Produkte und Dienstleistungen dieser Unternehmen weltweit Teil des Alltags der Menschen geworden. Die Aktien gehören daher in jedes Depot, oder nicht?

 

Die 10 Unternehmen mit der aktuell höchsten Börsenbewertung weltweit:


Rang
Aktie
Börsenwert*
Land
1.
Apple
2.941
USA
2.
Microsoft
2.562
USA
3.
Alphabet (Google)
1.943
USA
4.
Saudi-Aramco
1.873
Saudi-Arabien
5.
Amazon
1.731
USA
6.
Tesla
1.093
USA
7.
Meta (Facebook)
963
USA
8.
Nvidia
756
USA
9.
Berkshire Hathaway
668
USA
10.
Taiwan Semiconductor
633
Taiwan

*Marktkapitalisierung in Milliarden US-Dollar

 

In den letzten Jahren musste man diese Frage ganz klar mit "ja" beantworten. Denn während der MSCI World Index seit November 2019 um etwa 44% gestiegen ist, haben sich die Aktienkurse der Internet-Giganten teils mehr als verdoppelt.

 

Insgesamt ist die Schere zwischen den Schwergewichten und dem Rest weiter auseinandergegangen: Vereinten die Top 10 vor 2 Jahren noch 6,75 Bio. US-Dollar an Marktkapitalisierung auf sich, sind es jetzt 14,81 Bio. US-Dollar, und damit 120% mehr.

 

Das hat speziell im Falle der Aktien der Internet-Konzerne auch mit Sonderfaktoren zu tun: Apple & Co. konnten vom Digitalisierungsschub im Zuge der Pandemie profitieren, zudem gelten die Aktien vielen Anlegern inzwischen als eine Art "sicherer Anlagehafen", um Geld in Phasen von Niedrigstzinsen zu parken.

 

Diese Effekte dürften an Bedeutung verlieren. Trotzdem prognostiziert kaum ein Experte, dass die großen Konzerne ihre Ausnahmestellung in den nächsten Jahren einbüßen werden.

2010 schien der Aufstieg der China-Aktien klar

 

Doch mit Prognosen ist das so eine Sache. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie leicht man mit Vorhersagen daneben liegen kann. Im Jahr 2010 z.B. gingen viele davon aus, dass in 10 Jahren – also 2020 – zahlreiche chinesische Unternehmen in den Top 10 der Aktien mit der höchsten Marktkapitalisierung auftauchen werden.

 

Damals befanden sich mit dem Öl-Konzern Petrochina, den Banken ICBC und China Construction Bank sowie dem Mobilfunk-Konzern China Mobile bereits 4 Aktien aus China in den Top 10. Aus den USA stammten nur 4 Top-10-Aktien nämlich ExxonMobil, Apple, Microsoft und Berkshire Hathaway.

 

Die 10 Unternehmen mit der höchsten Börsenbewertung 2010:


Rang
Aktie
Börsenwert*
Land
1.
ExxonMobil
351
USA
2.
Petrochina
293
China
3.
Apple
285
USA
4.
ICBC
236
China
5.
China Constr. Bank
224
China
6.
BHP Billiton
220
Australien
7.
Microsoft
216
USA
8.
China Mobile
202
China
9.
Petrobras
199
Brasilien
10.
Berkshire Hathaway
198
USA

*Marktkapitalisierung in Milliarden US-Dollar

 

Chinas Wirtschaft ist seitdem sehr viel stärker gewachsen als die der USA und so schien es klar, dass der Anteil der chinesischen Aktien in den Top 10 weiter zunimmt. Viele hätten zudem damit gerechnet, dass auch Aktien aus anderen Schwellenländern in die Top 10 aufsteigen.

 

Die Internet-Konzerne stürmen die Top 10

 

Doch wie wir heute wissen, kam es anders. Der rasante Aufstieg der großen Internet-Konzerne hat deren Marktkapitalisierung explodieren lassen. ExxonMobil, das gemessen am Börsenwert teuerste Unternehmen im Jahr 2010, ist heute mit 260 Mrd. US-Dollar weniger wert als 2010, Apple und Microsoft sind allerdings inzwischen etwa 10-mal (!) so wertvoll wie der Öl-Konzern.

 

China-Aktien sind aktuell keine unter den Top 10 zu finden, weil Tencent und Alibaba in den letzten Monaten stark unter Druck waren. Ehemalige Riesen der Börsenbewertung wie Petrochina oder ICBC tauchen nur noch unter "ferner liefen" auf.

 

1990 dominierten noch japanische Aktien

 

Besonders skurril wird es, wenn wir uns die Liste der wertvollsten Unternehmen der Welt im Jahr 1990 ansehen. Damals befanden sich 6 japanische Konzerne unter den Top 10! Das teuerste Unternehmen der Welt war Nippon Telegraph & Telephone. Nach einigem Auf und Ab liegt deren Börsenbewertung heute mit 87 Mrd. US-Dollar noch unter der vor 31 Jahren. Die japanischen Banken in der Liste sind überwiegend durch Fusionen in anderen Instituten aufgegangen.

 

Die 10 Unternehmen mit der höchsten Börsenbewertung 1990:


Rang
Aktie
Börsenwert*
Land
1.
Nippon Tel. & Tel.
113
Japan
2.
IBM
65
USA
3.
ExxonMobil
65
USA
4.
Ind. Bank of Japan
57
Japan
5.
Fuji Bank
52
Japan
6.
General Electric
50
USA
7.
Altria Group
48
USA
8.
Sakura Bank
46
Japan
9.
Sumitomo Mitsui Fin.
46
Japan
10.
Dai-Ichi Kangyo Bank
45
Japan

*Marktkapitalisierung in Milliarden US-Dollar

 

Rückblickend erscheint es klar, dass in Japan damals eine durch extreme Steigerungen bei den Immobilien-Preisen getriebene Börsenblase im Gange war. Aber zu der Zeit selbst rechneten die meisten Experten damit, dass japanische Unternehmen noch lange weltweit Spitze bleiben. Sicher hätte kaum jemand erwartet, dass 31 Jahre später japanische Aktien global gesehen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

 

10 Jahre vorher, im Jahr 1980, dominierten die Aktien aus der Öl-Branche die Top 10. In den 1970er Jahren war der Öl-Preis stark gestiegen und das hatte die Titel der Branche – von ExxonMobil über Chevron und BP bis Royal Dutch Shell – nach oben gespült.

 

Spitzenplätze sind selten von Dauer

 

Der Blick in die Geschichte zeigt: Ein Platz an der Spitze der wertvollsten Unternehmen der Welt ist keine Garantie, dass die jeweilige Aktie auch in Zukunft ein attraktives Investment ist – aber es spricht auch nicht unbedingt dagegen.

 

Der Öl-Konzern ExxonMobil z.B. konnte sich über Jahrzehnte unter den Top 10 behaupten (aktuell Platz 36), ebenso übrigens wie z.B. General Electric und IBM. Aber General Electric stürzte in den letzten Jahren auf den tiefsten Stand seit 2009 ab und die IBM-Aktie ist aktuell gerade einmal so viel wert wie 1999.

 

Auch Apple kann sich nun schon mehr als 10 Jahre ganz vorne behaupten und es ist auch nicht auszuschließen, dass der iPhone-Konzern auch in den nächsten Jahren noch in den Top 10 oder zumindest im erweiterten Kreis zu finden ist. Aber irgendwann folgt auf den Aufstieg der Abstieg, das ist der Regelfall.

 

China steigt auf – Europa fällt weiter zurück?

 

Wie sehen also die Top 10 in 10 Jahren aus? Wahrscheinlich werden tatsächlich einige chinesische Aktien in der Liste vertreten sein. Internet-Unternehmen wie Tencent und JD.com wachsen noch schneller als ihre US-amerikanischen Pendants. Die chinesische Börse zeigte zwar in den letzten Monaten eine Underperformance, das wird aber vermutlich langfristig nichts so bleiben.

 

Sehr wahrscheinlich wird auch in 10 Jahren kein europäisches Unternehmen in den Top 10 zu finden sein. Das ist aber kein Grund als Europäer in Sack und Asche zu gehen. China muss immer noch aufholen und wächst deutlich schneller als der "alte Kontinent". Wegen des großen chinesischen Binnen-Marktes ist es nur natürlich, dass dort große Unternehmen entstehen.

 

Sicher hat Europa aber auch viele Trends verschlafen, z.B. den zu Quasi-Monopolen im Internet, wie sie von US-Konzernen wie Amazon, Google (Alphabet) oder Facebook (Meta) errichtet wurden. Aber solche Monopol-Stellungen bergen auch Gefahren, wenn sie durch staatliche Regulierung angegriffen werden (Beispiel Facebook) oder wenn sie von innen verfaulen.

 

Nichts ist sicher...

 

In die Liste der Top 10 Aktien nach Marktkapitalisierung aufzusteigen, ist meist auch ein Hinweis auf unternehmerischen Erfolg. Doch der muss nicht von Dauer sein und hängt manchmal auch von Zyklen ab. So lagen 1980 z.B. Öl-Aktien an der Spitze und 1990 japanische Aktien. Heute sieht das ganz anders aus.

 

Es ist daher alles andere als sicher, dass in 10 Jahren immer noch dieselben Internet- und Tech-Aktien vorne zu finden sind – auch wenn man sich das angesichts der Größe von Apple, Microsoft & Co. im Moment nur schwer vorstellen kann.


Mein Fazit

 

Es kommt nicht darauf an, dass Du die größten Aktien des Planeten im Portfolio hast, sondern die Aktien erfolgreicher Unternehmen. Das können auch kleinere Titel sein, z.B. von Unternehmen, die in Nischen-Märkten tätig sind und dort eine herausragende Stellung besitzen. Solche Unternehmen finden sich auch in Europa.

 

Sicher ist es gut, sich zu überlegen, welche Produkte und Dienstleistungen auch in 10 Jahren noch gefragt sein werden, aber den technologischen Fortschritt kann niemand wirklich prognostizieren. Technologische Veränderungen können Unternehmen nach oben spülen, die heute noch keiner kennt und etablierte Großkonzerne können den Anschluss verlieren. Eastman Kodak oder Nokia sind prominente Negativ-Beispiele dafür aus den letzten Jahrzehnten.

 

Es kommt daher darauf an, dass Du Dich von aktuellen Erfolgen nicht allzu sehr blenden lässt, sondern breit streust. Wichtig ist es, dass Du Aktien aus verschiedenen Branchen im Portfolio hast, denn so lassen sich Rückschläge bei einzelnen Titeln gut verdauen. Ganz verkehrt wäre es z.B. heute nur oder überwiegend auf Internet-Aktien zu setzen. Diese Strategie verfolge ich auch im langfristig ausgerichteten Zukunfts-Depot meines Premium-Anlagemagazins „Rendite-Spezialisten.

 

Und auch wenn hektisches Hin und Her in der langfristigen Aktien-Anlage falsch ist: An einer regelmäßigen kritischen Überprüfung Deines Aktien-Portfolios führt kein Weg vorbei...



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Herzliche Grüße und bis kommende Woche


Dein
Lars Erichsen
Chefredakteur Rendite-Report
www.rendite-report.de

 
 

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Geschäftsführer: Stefan Böhm, Dr. Detlef Rettinger – UST-ID-Nr. DE 175922139 ·
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