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Rendite-Report vom 4. Oktober 2023


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>> Investieren mit gutem Gewissen?
 
 
 

Wie sinnvoll sind ETFs, die ESG- oder SRI-Kriterien folgen?

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

eines der herausragenden Themen unserer Zeit ist der Umbau der Energiewirtschaft und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern. Das Ziel Klimaschutz ist dadurch auch am Aktienmarkt verstärkt in den Fokus gerückt. Nachhaltiges Investieren ist aber schon länger ein großes Thema, in der Fondsbranche steht dafür unter anderem das Kürzel ESG. Allerdings versteht man darunter deutlich mehr als Umweltschutz, genauer gesagt steht ESG für Environment (Umwelt- und Klimaschutz), Social (z.B. Arbeitssicherheit, keine Kinderarbeit) und Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung).

 

Indexanbieter oder Fondsgesellschaften filtern das Aktienuniversum nach den ESG-Kriterien, für die es aber keine einheitlichen Standards gibt. Manche Branchen wie „umstrittene Waffen“, Tabak und Ölsand werden ganz ausgeschlossen. Danach folgt ein positives Screening. Das heißt: Unternehmen, die sich in Bezug auf ESG positiv in ihrem Sektor hervortun, werden höher gewichtet. Das klingt schwer nachvollziehbar und ist es auch. Das Verfahren nach SRI (Socially Responsible Investing) geht ähnlich vor, legt aber strengere Kriterien an als die ESG-Filter. SRI-Indizes werden vor allem vom Indexanbieter MSCI berechnet.

 

Aber so wünschenswert diese Ziele sind, in der Praxis ist die Abgrenzung schwierig. Noch vor kurzem galt in Deutschland die Energieerzeugung mit Erdgas als „Brückentechnologie“ und an der Atomkraft scheiden sich ohnehin die Geister. Auch die Rüstungsindustrie wird zur Verteidigung benötigt. Doch auch in anderen ESG-Bereichen tauchen Probleme auf, denn wie lässt sich im konkreten Fall messen, wie nachhaltig und ethisch ein Unternehmen wirklich agiert? Schönfärberei, sprich Green-Washing, liegt nahe, um bei Anlegern nicht in Verruf zu geraten.

 

SRI-ETFs sind deutlich strenger als ESG-ETFs

 

Jenseits der lobenswerten Absicht und der schönen Worte ist die Praxis interessant. Wie wirken sich z.B. ESG-Kriterien auf die Zusammensetzung eines ETF aus, der den europäischen Aktienmarkt abbilden soll? In den ohne weitere Anpassungen nach Marktkapitalisierung gewichteten, aktuell 428 Aktien umfassenden ETFs auf den MSCI Europe Index, wie z.B. dem Xtrackers MSCI Europe ETF (WKN: DBX1ME), steht Nestlé mit einem Anteil von 3,14 Prozent an der Spitze. Im iShares MSCI Europe ESG Screened ETF (WKN: A2N48D) ist die Aktie gar nicht enthalten, ebenso wenig wie der andere große Nahrungsmittelkonzern Unilever.

 

Die 10 Schwergewichte im Xtrackers MSCI Europe ETF

 

  Aktie (Land) Anteil in %
1 Nestlé (CHE) 3,14
2 Novo Nordisk (DNK) 3,09
3 ASML (NLD) 2,47
4 Shell (GBR) 2,21
5 Novartis (CHE) 2,18
6 AstraZeneca (GBR) 2,17
7 LVMH (FRK) 2,17
8 Roche (CHE) 1,99
9 HSBC (GBR) 1,62
10 Total (FRK) 1,54
  Summe 22,58

 

Insgesamt sind aber nur wenige Unternehmen für die ESG-Variante des MSCI Europe Index vollständig aus dem Raster gefallen, der genannte ETF enthält 397 Aktien, und damit nur 31 weniger als der Xtrackers MSCI Europe ETF. So hat es z.B. auch der Ölkonzern Shell in den ESG-Index geschafft.

 

Die 10 Schwergewichte im iShares MSCI Europe ESG ETF

 

  Aktie (Land) Anteil in %
1 Novo Nordisk (DNK) 3,58
2 ASML (NLD) 2,87
3 Shell (GBR) 2,56
4 Novartis (CHE) 2,53
5 AstraZeneca (GBR) 2,52
6 LVMH (FRK) 2,52
7 Roche (CHE) 2,31
8 HSBC (GBR) 1,88
9 Total (FRK) 1,78
10 SAP (DEU) 1,63
  Summe 24,18

 

Viel strenger sind offenbar die SRI-Kriterien, der iShares MSCI Europe SRI ETF (WKN: A1H7ZS) enthält nur 128 Werte. In diesem fehlen von den Top 10 des MSCI Europe Index neben Nestlé auch die anderen beiden Schwergewichte am Schweizer Aktienmarkt, die Pharmakonzerne Roche und Novartis. Ebenfalls nicht enthalten sind der Luxusgüterkonzern LVMH, die Ölunternehmen Shell und Total, die Großbank HSBC sowie das britische Pharmaunternehmen Astrazeneca.

 

Die 10 Schwergewichte im iShares MSCI Europe SRI ETF

 

  Aktie (Land) Anteil in %
1 Novo Nordisk (DNK) 4,57
2 L´Oréal (FRK) 4,43
3 ASML (NLD) 4,18
4 Schneider Electric (FRK) 4,15
5 Zurich Insurance (CHE) 3,17
6 RELX (GBR) 2,94
7 Hermes Int. (FRK) 2,66
8 AXA (FRK) 2,51
9 Münchener Rück (DEU) 2,47
10 Reckitt Benckiser (GBR) 2,33
  Summe 33,41

 

Trotz der sehr unterschiedlichen Zusammensetzung vor allem des SRI-ETFs, zeigt der Vergleich der Kursentwicklung der drei ETFs (inklusive Dividenden) einen sehr ähnlichen Verlauf. Bei der Performance hat besonders in den letzten 12 Monaten der SRI-ETF schwach abgeschnitten. Das liegt u.a. an der zuletzt relativ guten Performance der nicht im ETF enthaltenen Ölaktien. Total und Shell haben im dargestellten Zeitraum zwischen 120 und 140 Prozent zugelegt.


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Mein Fazit

 

Kannst Du mit einem ESG- oder SRI-ETF zu Recht ein besseres Gewissen beim Investieren haben? Diese Frage kannst Du nur für Dich selbst beantworten. Klar ist: Man muss den zugrundegelegten Auswahlkriterien vertrauen, um diese Frage mit ja zu beantworten. SRI-ETFs wenden jedenfalls sehr viel strengere Kriterien an als ESG-ETFs.

 

Sicher steckt hinter dem Screening der Unternehmen viel Aufwand und auch ein guter Wille, es ist aber natürlich für die Fondsgesellschaften auch ein Geschäft. Trotz möglicher Schwächen bei den Kriterien: Wer in solche ETFs investiert, trägt vermutlich dazu bei, dass der Druck auf die Unternehmen wächst, sich nachhaltig und ethisch zu verhalten.

 

Charttechnisch stehen einem Anstieg des Platinpreises bislang aber große Hürden entgegen. Im Bereich von 1.100 US-Dollar je Unze kam in den letzten Monaten immer wieder Verkaufsdruck auf. Erst ein Anstieg über diese Marke würde charttechnische Bremsen lösen.


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Herzliche Grüße und bis kommende Woche

Dein
Lars Erichsen
Chefredakteur
lars-erichsen.de

 
 

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