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Liebe Leserin, lieber Leser,
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den heutigen Report hat mein Kollege Sebastian Hell erstellt. Er geht der Frage nach, ob Gold wieder als Geld verwendet wird. Weltweit gibt es derzeit spannende Entwicklungen, wie die Einführung eines Gold-Standards in Simbabwe, eine mögliche Einführung in Ghana sowie die Absicht der BRICS-Staaten, eine goldgedeckte Währung zu etablieren.
Sebastian hat den Gold-Markt wie kein Zweiter im Blick. Es freut mich sehr, dass er die aktuelle Ausgabe verfasst hat. Schaut auch gerne bei Sebastian in seinem Report vorbei (hier klicken). In der letzten Ausgabe findet Ihr einen spannenden Vergleich zwischen den verschiedenen Gold-Produkten auf dem deutschen Markt, wie „Euwax Gold II“ und „Xetra-Gold“ und was für wen geeignet.
Viele neue Erkenntnisse dazu wünscht
Dein Lars
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Simbabwe – Erstes Land führt Gold-Standard ein!
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Liebe Leserin, lieber Leser,
Simbabwe hat als erstes Land der Welt einen Gold-Standard eingeführt. Dieses ambitionierte Projekt soll Vertrauen und Stabilität in die von Hyperinflation geprägte Währung zurückbringen. Die Zentralbank von Simbabwe hinterlegt die neue Währung „ZIG“ (Zimbabwe Gold) mit einer Kombination aus Gold und US-Dollar. Im Land selbst lagern 1 Tonne Gold, während 1,5 Tonnen Gold offshore gelagert sind. Zusätzlich sind 300 Millionen US-Dollar als Deckung hinterlegt. Dies macht die Währung zu einem Teil-Goldstandard, was bedeutet, dass sie nicht vollständig durch Gold gedeckt ist.
Erste Indikationen zeigen, dass diese Maßnahme bereits Wirkung zeigt: Die Inflation ist gesunken und der Wechselkurs hat sich von 1:40.000 auf 1:15.000 für einen US-Dollar verbessert. Die Bevölkerung zeigt Vertrauen in die neue Währung, was sich im stabileren Schwarzmarktpreis widerspiegelt.
Auch die Inflation ist deutlich zurückgegangen. Der Internationale Währungsfonds rechnet damit, dass die durchschnittliche Inflation bis Ende des Jahres auf 7 Prozent fallen wird. Verglichen mit Werten von 800 Prozent im Jahr 2020 sowie gut 35 Prozent zu Beginn des Jahres, ist dies beeindruckend. Der neue Gold-Standard scheint zu funktionieren. Es bleibt nur die Frage, ob die Regierung diesem auch treu bleibt und nicht durch Korruption und Inkompetenz funktionierende Prozesse zerstört. Für uns bleibt bisher die Erkenntnis, dass hochinflationäre Systeme durch einen Gold-Standard wieder stabilisiert werden können.
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Entwicklung der Inflation in Simbabwe über 10 Jahre | Quelle: https://tradingeconomics.com
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Ghana – Der nächste Kandidat für einen Gold-Standard?
In Ghana ist die Einführung eines Gold-Standards ein zentrales Wahlversprechen einer Partei für die bevorstehenden Wahlen im Dezember 2024. Bereits 2021 startete Ghana das „Domestic Gold Purchase Program“, um die heimischen Goldbestände zu erhöhen. Aktuell verfügt Ghana über etwa 8 Tonnen Gold, was für einen Vollgoldstandard nicht ausreicht. Um diesen zu realisieren, müsste Ghana etwa 42 Tonnen Gold zusätzlich kaufen.
Die Motivation hinter einem Gold-Standard in Ghana ist ähnlich wie in Simbabwe: Die Volatilität und Schwankungen der Währung sollen reduziert und die Inflation eingedämmt werden. Ein Gold-Standard könnte zudem das Vertrauen der Investoren stärken und die wirtschaftliche Stabilität fördern.
Sollte Ghana ebenfalls gegen Ende des Jahres zu einem Gold-Standard übergehen, gäbe es ein zweites Land. Auch wenn Simbabwe und Ghana wirtschaftlich weniger bedeutend sind, können wir daraus wichtige Erkenntnisse gewinnen, ob Gold als Währung wieder eine Rolle spielen kann.
BRICS – Planung einer Gold-Währung
Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) erwägen die Einführung einer gemeinsamen, goldgedeckten Währung. Diese Diskussion wurde durch die geopolitischen Spannungen und Sanktionen gegen Russland beschleunigt, welche die Abhängigkeit der BRICS-Staaten vom US-Dollar und westlichen Währungen deutlich gemacht haben. Auf dem letzten Treffen im August 2023 wurde hierfür der Grundstein gelegt. Seitdem gab es keine nennenswerten Fortschritte.
Die BRICS-Staaten haben in den letzten Jahren massiv ihre Goldreserven aufgestockt. Russland und China verfügen jeweils über mehr als 2.000 Tonnen Gold, während Indien, Brasilien und Südafrika deutlich weniger besitzen. Die Idee einer goldgedeckten Währung würde bedeuten, dass diese Länder Teile ihrer Goldreserven einbringen, um eine stabile, unabhängige Währung zu schaffen, die im Handel zwischen den BRICS-Staaten genutzt werden könnte.
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China hat seine Goldbestände seit 2015 verdoppelt | Quelle: https://tradingeconomics.com
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Wie realistisch sind weitere goldgedeckte Währungen?
Die Umsetzung einer goldgedeckten Währung in den BRICS-Staaten birgt jedoch zahlreiche Herausforderungen. Eine gemeinsame Währung würde die Aufgabe von Souveränität und eine zentrale Kontrolle der eigenen Geldpolitik erfordern, was insbesondere für Indien und China aufgrund ihrer wirtschaftlichen Rivalität problematisch sein könnte. Zudem müsste eine übergeordnete Institution, möglicherweise die New Development Bank, die Verwaltung und Sicherstellung der Golddeckung übernehmen. Aufgrund der vielen Streitpunkte zwischen den Mitgliedern scheint dies derzeit eher unrealistisch. Dennoch werden die BRICS-Staaten zumindest versuchen, an der Idee festzuhalten. Neben einer gemeinsamen goldgedeckten Währung ist auch die Teil-Golddeckung der jeweils einzelnen Währungen denkbar.
Als Alternative wäre auch ein strategischer Ausbau der Goldreserven eine gangbare Option. Dadurch bliebe die jeweilige Geldpolitik in jedem Land unabhängig. Der zusätzliche Kauf von Gold würde dennoch Vertrauen in die Länder und deren Währungen schaffen, da im Falle einer Krise auf umfassende Goldbestände zugegriffen werden könnte. China scheint diesen Weg derzeit zu bevorzugen.
Mein Fazit
Die Einführung von Gold-Standards in Simbabwe und potenziell in Ghana sowie die Diskussionen über eine goldgedeckte Währung der BRICS-Staaten zeigen einen deutlichen Trend hin zu mehr Stabilität und Vertrauen in nationale und supranationale Währungen durch Gold. Auch wenn ich einen großen Gold-Standard in einem Währungsraum wie China oder gar den BRICS-Staaten derzeit ausschließe, so zeigt sich deutlich, dass Gold wieder populärer wird.
Vor allem Zentralbanken aus Schwellenländern kaufen verstärkt Gold, um ihre Devisenreserven breiter zu diversifizieren und eine Unabhängigkeit zu US-Dollar und Euro zu erreichen. In meinen Augen sind wir am Beginn einer Phase, in der Gold wieder wichtiger wird – sowohl als Hort der Sicherheit als auch als potenzielle Transaktions- und Handelswährung.
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Viele Grüße
Dein Sebastian
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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:
Der Autor ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten investiert: Gold
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