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Rendite-Report vom 2. November 2022


HIER MEINE THEMEN:

>> DAX – Für Anleger immer unattraktiver?
>> Bitcoin – Steigt die Risikofreude der Anleger wieder an?
 
 
 

Ist der DAX noch investierbar?

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wahrscheinlich ist Dir die Meldung nicht entgangen: Der Gasekonzern Linde ist ein Urgestein der Deutschland AG und seit dessen Einführung 1988 Mitglied des DAX. Damit könnte es nun bald vorbei sein, denn wenn es nach der Unternehmensführung geht (die Aktionäre müssen noch zustimmen), wird die Linde-Aktie bald nur in New York ihr Listing haben.


Wirklich überraschend kommt die Ankündigung nicht, denn seit der Fusion mit dem US-Rivalen Praxair 2018 wurden die deutschen Wurzeln des Unternehmens konsequent gekappt. Auch der Handel mit Linde-Aktien findet schon jetzt größtenteils an der Wall Street statt. Nur noch etwas mehr als 5 Prozent werden über das XETRA-System der Deutschen Börse gehandelt.

 

Für wirklich große Unternehmen spielt der DAX keine Rolle

 

Mit Linde verliert der DAX sein mit Abstand wertvollstes Unternehmen (siehe Grafik unten). Linde ist doppelt so viel wert wie die Allianz, auch das zweitwertvollste DAX-Unternehmen SAP folgt mit gehörigem Abstand (Zur Einordung: Im US-Index S&P-500, in dem Linde ebenfalls vertreten ist, liegt die Linde-Aktie nur auf Platz 44).

 

Für den DAX ist der Abschied von Linde nur einer von einer ganzen Serie von Tiefschlägen. Der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech bspw. hatte bei seinem Börsengang im Oktober 2019 für die Hauptnotiz ganz selbstverständlich New York gewählt. Wer internationale Investoren ansprechen möchte, kann offensichtlich nicht anders agieren. Ein Grund für die Unattraktivität des DAX ist auch das Regelwerk. Linde ist zu gut für den DAX, die Aktie hat sich regelmäßig zu positiv entwickelt.

 

Wird die Kappungsgrenze von 10 Prozent (keine Aktie darf im DAX dauerhaft höher als 10 Prozent gewichtet sein) überschritten, greift das DAX-Regelwerk ein. Die Konsequenz: Fonds mussten Linde-Aktien verkaufen, wenn sie den DAX nachbilden wollen, weil das Gewicht der Linde-Aktie bei den regelmäßigen DAX-Überprüfungsterminen angepasst bzw. gekappt wird. Bei US-Indizes gibt es solche Regeln nicht.


Die wertvollsten DAX-Unternehmen
Marktkapitalisierung in Mrd. Euro


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Finanzplatz Frankfurt auf dem absteigenden Ast

 

Doch auch der Finanzplatz Frankfurt verliert rapide an Bedeutung. Bei der jüngsten Umfrage der britischen Beratungsgesellschaft Z/Yen liegt Frankfurt nur noch auf Platz 18 – hinter Finanzplätzen wie Dubai, Sydney und Boston.


Wundern muss man sich nicht, schließlich hält der deutsche Regierungschef das Sparbuch für das Nonplusultra der Geldanlage. Dementsprechend gibt es auch keinen Rückenwind aus der Politik. In meinem Premium-Dienst „Rendite-Spezialistensetze ich in den Depots daher nicht ohne Grund auf ein breites Potpourri internationaler Qualitätsaktien.

 

Siemens Energy wieder zurück im DAX

 

Doch auch abgesehen vom Spezialfall Linde hat der DAX in den letzten Jahren an Attraktivität eingebüßt. Bei der letzten DAX-Überprüfung im September rückte Siemens Energy wieder in den DAX auf, der Kochboxenversender HelloFresh stieg in den MDAX ab.


Siemens Energy war bereits vom März 2021 bis März 2022 DAX-Mitglied und musste dann der Hannover Rück Platz machen. Mit dem Wiederaufstieg gibt es nun auch wieder drei DAX-Aktien aus der Siemens-Familie. Damit setzt sich ein Trend fort, der auch bei anderen Unternehmen zu beobachten ist.

 

Mit der Mercedes-Benz Group und Daimler Truck, Fresenius und Fresenius Medical Care sowie Volkswagen und Porsche Automobil Holding gibt es weitere DAX-Mitglieder, die aus dem gleichen Stall kommen. Sollte demnächst auch noch die Porsche AG in den DAX einziehen – schon im Dezember könnte es soweit sein – würde wahrscheinlich Zalando in den MDAX absteigen.


Die mit der DAX-Erweiterung auf 40 Werte verbundene Hoffnung, dass der DAX breiter, diverser und etwas technologieaffiner wird, würde in diesem Fall ad absurdum geführt, zumal mit Delivery Hero und HelloFresh zwei weitere E-Commerce-Aktien ihren Platz schon wieder verloren haben.

 

DAX-Zusammensetzung für Anleger unattraktiv

 

Wenn man als Anleger einen Querschnitt der größten deutschen börsennotierten Unternehmen sucht, landet man jedoch automatisch beim DAX, der für viele Sparer der Nabel der Börsenwelt ist. Die Gründe sind verständlich, denn Mercedes-Benz, Siemens, Deutsche Telekom oder eben Porsche kennt jedes Kind.


Dass man sich mit dem DAX jedoch ein veritables Klumpenrisiko ins Depot holt, ist ebenfalls ein Fakt. Nicht nur die „Clan-Aktien“ wie Siemens Energy und Siemens Healthineers, so nenne ich Aktien, die aus Abspaltungen vom Mutterkonzern entstanden, aber noch eng mit der Mutter verbunden sind und deren Ergebnisse auch in der Bilanz des Mutterkonzerns konsolidiert werden, sind ein Risiko in einem diversifizierten Depot. Auch die einseitige Ausrichtung auf wenige Branchen wie Automobil, Chemie oder Gesundheit ist aus Anlegersicht nicht erstrebenswert.

 

Von der einseitigen Ausrichtung der Geschäftsmodelle vieler DAX-Unternehmen auf den China-Handel mal ganz zu schweigen. Für die Autokonzerne ist der chinesische Markt unverzichtbar. Die Umsätze und die Gewinne sprudelten in den vergangenen Jahren, daran dürfte sich auch nur wenig ändern, vorausgesetzt China bleibt ein halbwegs „verlässlicher“ Handelspartner.


Viele Unternehmen nehmen immer noch hin, dass im Gegenzug nach wie vor geistiges Eigentum geklaut wird und dass man eigentlich nicht sein eigener Herr im eigenen (chinesischen) Haus ist. Wie das Handelsblatt kürzlich enthüllte, entscheiden in den chinesischen Werken Zellen der Kommunistischen Partei bei wichtigen Entscheidungen mit. Nun muss man fairerweise natürlich auch festhalten, dass auch China vom Westen abhängig ist. Doch was rationale ökonomische Erwägungen wert sind, wenn Machtstrukturen ins Wanken geraten oder vermeintlich große Anführer sich einen Platz im Geschichtsbuch sichern wollen, sieht man derzeit in Russland.

 

Klumpenrisiken vermeiden

 

Nun muss sich die Geschichte nicht wiederholen. Eine chinesische Invasion in Taiwan, die wahrscheinlich noch viel schwerwiegendere weltpolitische und wirtschaftliche Folgen als der Angriff Russlands auf die Ukraine hätte, ist keinesfalls unausweichlich.


Doch noch im Februar 2022 hat zumindest hierzulande niemand einen Angriffskrieg Russlands für möglich gehalten – die Osteuropäer schätzten die Lage realistischer ein. Die Tatsache, dass ein Angriff Chinas auf Taiwan derzeit sehr unwahrscheinlich scheint, bedeutet nicht, dass die Wahrscheinlichkeit dafür bei Null liegt.



Mein Fazit

 

Du selbst bist der Manager oder die Managerin deines Depots. Willst Du ein ausgewogenes Portfolio ohne größere Klumpenrisiken oder gehst Du den einfachen Weg und kaufst einen DAX-ETF oder einfach einige der größten DAX-Aktien wie VW, Daimler, Siemens oder BASF?

 

Im erstgenannten Fall ist damit zwar ein etwas größerer Aufwand verbunden, man muss sich informieren und selbst aktiv werden. Im zweiten Fall geht es schnell und einfach, allerdings holt man sich die beschriebenen Risiken ins Depot.


Wichtig: Ich spreche nicht von Trading, kurzfristige Long- oder Short-Aktionen bleiben beim DAX selbstverständlich jederzeit weiter möglich. Ein Langfristanleger sollte sich jedoch genau überlegen, ob ein DAX-Depot wirklich erstrebenswert ist.



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Bitcoin: Bald wieder aufwärts?

 

Die Inflation in der Eurozone hat im Oktober erneut einen Rekordwert erreicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 10,7 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Montag in Luxemburg in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit einer Rate von 10,3 Prozent gerechnet. Die Oktober-Rate ist die höchste seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise um 9,9 Prozent gestiegen.

 

Getrieben wurde die Teuerung erneut durch den starken Anstieg der Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 41,9 Prozent erhöhten. Zudem beschleunigte sich der Preisauftrieb bei Lebens- und Genussmittel, die um 13,1 Prozent zum Vorjahr zulegten. Stärker stiegen auch die Preise von Industriegütern ohne Energie und von Dienstleistungen. Die Kerninflation, bei der besonders schwankungsanfällige Preise von Energie, Lebens- und Genussmitteln nicht berücksichtigt werden, stieg zum Vorjahr von 4,8 auf 5,0 Prozent.


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Mein Fazit

 

Diese Daten sind zweifellos besorgniserregend, aber viele Faktoren sprechen dafür, dass wir in den nächsten Monaten zumindest vorübergehend eine Entspannung sehen werden. Damit dürfte die Risikolaune der Anleger wieder deutlich steigen, davon dürfte auch Bitcoin profitieren. Charttechnisch sieht es oberhalb von 19.200 US-Dollar ganz ordentlich aus.



Herzliche Grüße und bis kommende Woche


Dein
Lars Erichsen
Chefredakteur Rendite-Report
www.rendite-report.de

 
 

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