Unilever im Fokus der Börse – Zu Recht!
Liebe Leser,
der 86-jährige Wall-Street-Haudegen Warren Buffett mischt derzeit wieder einmal die Börse auf. Seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway meldete vor kurzem ausgesprochen gute Quartalszahlen: Verglichen mit dem Vorjahreswert legte der Überschuss um fast 15 Prozent auf 6,3 Mrd. US-Dollar zu. Das kann sich sehen lassen und ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Berkshire Hathaway in den letzten Monaten massiv bei Apple eingestiegen ist. 17 Milliarden US-Dollar hat der Anlage-Methusalem in den iPhone-Konzern investiert.
Die Apple-Aktie stieg seitdem auf ein neues Allzeithoch und verlieh auch Berkshire Hathaway Flügel, wenn ich einmal den Slogan eines österreichischen Brauseherstellers missbrauchen darf. Um 35 Prozent legte die Aktie in den letzten 12 Monaten zu. Wenn Sie mehr zum Portfolio von Warren Buffett wissen wollen, können Sie sich hier mein aktuelles Video ansehen.
Kraft-Heinz wollte Unilever übernehmen –
und Warren Buffett zieht die Strippen
Kein Wunder, dass viele Anleger seit Jahrzehnten an den Lippen des Starinvestors hängen. Und Buffett enttäuscht seine Fans nicht: Vor zehn Tagen sorgte er für einen weiteren Paukenschlag. Der US-amerikanische Lebensmittelkonzern Kraft-Heinz, uns vor allem als Ketschup-Produzent bekannt, versuchte den europäischen Konsumgüterriesen Unilever zu übernehmen. Eine Fusion würde den neuen Konzern mit einem Umsatz von 82 Mrd. US-Dollar nah an den Weltmarktführer Nestlé heranführen (89 Mrd. USD Umsatz).
Die Strippen im Hintergrund zog dabei offensichtlich Buffett, denn Kraft-Heinz ist die größte Beteiligung von Berkshire Hathaway und der Investment-Guru übt starken Einfluss auf die strategischen Geschäftsentscheidungen von Kraft-Heinz aus. Die Aktie von Unilever zog daraufhin kräftig an und kletterte auf ein neues Allzeithoch:
Die Aktie von Unilever ist mit dem Anstieg über den Widerstand bei 42,50 USD aus
der seit Anfang 2015 bestehenden Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen.
Die Elefantenhochzeit scheitert schnell
Das Übernahmeangebot wurde jedoch von Kraft-Heinz schnell wieder zurückgezogen, weil die Führung von Unilever der Übernahme ablehnend gegenübersteht. Eine feindliche Übernahme wollte Kraft-Heinz aber nicht durchziehen, denn das wird für den potenziellen Käufer in der Regel sehr teuer. Zudem ist der Erfolg des Zusammenschlusses sehr fraglich, wenn nicht beide Seiten dem positiv gegenüberstehen.
Negativ-Beispiele für Elefantenhochzeiten, bei denen viel Anlegergeld verbrannt wurde, gibt es viele, wie z.B. Daimler und Chrysler. Auch im schnellen Rückzug des Übernahmeangebots wird die Handschrift von Warren Buffett sichtbar, denn eines seiner Erfolgsgeheimnisse ist es, sich von ökonomischen Erwägungen leiten zu lassen und Fehler sowie Fehleinschätzungen einzugestehen.
Unilever-Aktie widersetzt sich den "Börsengesetzen"
Die "Börsenmechanik" bei Übernahmeversuchen läuft in der Regel so: Die Aktie des Übernahmeziels, in dem Fall Unilever, steigt, weil der Käufer in der Regel einen höheren Preis zu zahlen bereit ist, als derzeit an der Börse gehandelt wird. Scheitert aber die Übernahme, dann fällt die Aktie ebenso rasch wieder. Nicht so bei Unilever: Trotz der gescheiterten Übernahme konnte sich die Aktie auf hohem Niveau behaupten. Warum? Und ist die Aktie für Anleger jetzt interessant?
Der Vorstand wurde wachgerüttelt!
Die einfache Erklärung: Warren Buffett hat die Unilever-Aktie wachgeküsst. Kein schönes Bild, ich weiß, aber zutreffend. Denn zum einen sind nun andere Anleger auf die Konsum-Aktie aufmerksam geworden. Wenn Buffett Unilever für aussichtsreich hält, dann muss ja etwas dran sein. Zum anderen hat der Übernahmeversuch das Management des britisch-niederländischen Konzerns aufgerüttelt.
CEO Paul Polman hat erklärt alle Möglichkeiten zu nutzen, um mehr "Shareholder Value" zu schaffen, sprich den Wert des Unternehmens und damit den Aktienkurs zu steigern. Beteiligungsverkäufe und Kostensenkungen würden auf der Agenda stehen. Auch Übernahmen und Fusionen seien möglich – selbst die Abspaltung der Lebensmittelsparte sei nicht auszuschließen. Diese Phantasie ist es, die den Kurs der Unilever-Aktie auch nach dem gescheiterten Übernahmeversuch auf hohem Niveau hält.
Das "Heben von verborgenen Werten" in einer Aktie funktioniert aber nur, wenn diese auch vorhanden sind. Dass dies so ist, davon gehe ich seit längerem schon aus. Daher habe ich auch im Oktober 2016 die Aktie in das Zukunftsdepot der Rendite-Spezialisten aufgenommen. Inzwischen ist die Position mit 11 Prozent im Plus.
Meine Gründe für den Kauf von Unilever:
1. Unilever ist in 100 Ländern aktiv und damit einer der globalen Marktführer im Konsumsektor, mit den Schwerpunkten Nahrungsmitte, Kosmetika und Körperpflege. Marken des Alltags wie Knorr, Becel, Domestos, Signal, Magnum, Lätta, Langnese usw. sprechen für sich.
2. Der Konsumgüterkonzern erzielt konstant Gewinne, auch in konjunkturell schwierigen Zeiten und schüttet eine steigende Dividende aus.
3. Unilever setzt auf die Schwellenländer und kann von dem dort rasch steigenden Bedarf an Konsumgütern profitieren. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten setzt Unilever auf lokale Management-Teams, die sich im Markt bestens auskennen und somit schneller reagieren können als Expatriates (ausländische Fachkräfte).
58 Prozent seines Umsatzes erzielt Unilever in den Emerging Markets und positioniert sich damit strategisch und nachhaltig in den Wachstumsmärkten. Absolut betrachtet sind die Konsumausgaben in Europa und den USA selbstverständlich höher, dafür ist der Markt aber stagnierend und sehr hart umkämpft.
Kennzahlen: Unilever
Internet: |
www.unilever.com |
WKN / ISIN: |
A0JMZB / NL00000009355 |
Marktkapitalisierung: |
134,550 Mrd. EUR |
Umsatz 2017e: |
55,392 Mrd. EUR |
KGV 2017e / 2018e: |
22,0 / 20,0 |
Dividendenrendite 2016: |
3,1 % |
Bewertung nicht mehr günstig
Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis 2017e von 22,0 ist die Aktie von Unilever nach dem Kursanstieg der letzten Woche nicht mehr als günstig zu bezeichnen. Aber die Aussichten sind gut: Unilever kann von der stärkeren Weltkonjunktur profitieren und auch davon, dass viele Schwellenländer wieder stärker wachsen. Die Bestrebungen des Managements, aktiver im Hinblick auf Verkäufe und eigene Übernahmen zu werden, sind aus meiner Sicht ebenfalls positiv.
Mein Fazit:
In die Unilever-Aktie ist dank Warren Buffett Bewegung gekommen. Aber auch so ist die Chance auf eine Fortsetzung der langfristigen Erfolgsstory des Konzerns gut. Allerdings hat Warren Buffett noch etwas anderes Wichtiges gesagt: Er schloss kurzfristig andere Übernahmen durch Kraft-Heinz aus, weil die Aktien der Branche schon hoch bewertet seien. Wunderdinge sollten Sie also kurzfristig nicht von der Unilever-Aktie erwarten, es ist ein langfristiges Investment. Wer einsteigen will, kann sich ruhig in Geduld üben und günstigere Kurse im Bereich von 42 Euro abwarten.
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